Spaltung der Palästinenser Palästinenserpräsident Abbas kritisiert Hamas
14.07.2024, 10:40 Uhr Artikel anhören
Der beim eigenen Volk wenig beliebte Abbas ist gemäßigt und pocht auf eine Zweistaatenlösung.
(Foto: picture alliance/dpa)
Palästinenserpräsident Abbas macht die Hamas für die Eskalation mitverantwortlich. Die Hamas entziehe sich der nationalen Einheit und liefere Israel als Besatzungsmacht Vorwände. Mit diesen Vorwürfen wachsen die Differenzen zwischen den Palästinensern weiter.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas weist der Hamas eine Mitverantwortung für den Gaza-Krieg zu und demonstriert damit wachsende Differenzen aufseiten der Palästinenser. Die Hamas entziehe sich der nationalen Einheit und liefere Israel als Besatzungsmacht Vorwände, heißt es in einer von Abbas' Büro im Westjordanland veröffentlichten Erklärung. Die Hamas sei demnach mitverantwortlich für die Fortsetzung des Kriegs.
Damit bekräftigt Abbas seine Vorwürfe gegen die Hamas. Mitte Mai hatte der Palästinenserpräsident der Hamas vorgeworfen, Israel "Vorwände" für das militärische Vorgehen im Gazastreifen geliefert zu haben. Der auf einer "einseitigen Entscheidung" der Hamas basierende Angriff vom 7. Oktober habe Israel "weitere Vorwände und Rechtfertigungen" geliefert, um den Gazastreifen anzugreifen "und Hunderttausende Menschen zu töten (...) und zu vertreiben", sagte Abbas bei einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Bahrain.
Abbas verurteilt israelischen Angriff auf Chan Junis
Nach palästinensischen Angaben wurden bei einem israelischen Luftangriff auf Chan Junis zuletzt mindestens 71 Menschen getötet. 289 weitere seien bei der Attacke verletzt worden, teilte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. Später erhöhte es die angegebene Opferzahl auf 90 Tote und 300 Verletzte. Laut israelischen Regierungskreisen galt der Angriff dem Anführer des militärischen Arms der Hamas, Mohammed Deif. Abbas verurteilte den israelischen Luftangriff auf Chan Junis, für den auch die USA als Unterstützer Israels verantwortlich seien.
Am 7. Oktober waren Hunderte Mitglieder der Hamas, die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Nach israelischen Angaben wurden 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel erklärte der Hamas daraufhin den Krieg und greift den Gazastreifen seither massiv an. Bei der israelischen Offensive, die als Reaktion auf den Angriff gestartet wurde, wurden nach Angaben der Hamas bisher mehr als 38.000 Palästinenser getötet. Die Angaben ließen sich unabhängig zunächst nicht überprüfen.
Der beim eigenen Volk wenig beliebte Abbas ist gemäßigt und pocht auf eine Zweistaatenlösung. Er leitet die Autonomiebehörde sowie die säkulare Fatah-Fraktion innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Die Fatah und die Hamas sind die beiden größten Palästinenserorganisationen - und erbitterte Rivalen. Einige Vertreter der Fatah-Partei hatten Verständnis für den brutalen Terrorangriff der Hamas in Israel geäußert. Seit einigen Jahren gab es Versöhnungsgespräche zwischen beiden Gruppen.
Quelle: ntv.de, gut/rwe/rts/AFP