"Bedrohung für Gesellschaft" Palmer wettert gegen Cancel Culture
11.05.2021, 14:26 Uhr
Boris Palmer hat inzwischen zwar einen Fehler eingeräumt - den fraglichen Kommentar bei Facebook will er aber nicht löschen.
(Foto: imago images/Eibner)
Auch drei Tage nach seinen umstrittenen Äußerungen über den Ex-Fußballer Dennis Aogo wird es nicht ruhig um Boris Palmer. Der Tübinger Oberbürgermeister gesteht nun einen Fehler ein, verurteilt zugleich jedoch gesellschaftliche "Empörungsrituale".
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer will sich für seine umstrittenen Äußerungen allenfalls bei Ex-Fußballer Dennis Aogo entschuldigen. "Ich akzeptiere sehr wohl, dass mein Kommentar misslungen ist, dass er unklug war, dass er völlig unnötigen Schaden angerichtet hat", sagte der Grünen-Politiker der "Zeit". Zugleich führte er an, dass die Überspitzung offensichtlich gewesen sei. Sollte Aogo seine "satirische Bemerkung" dennoch als beleidigend empfinden, entschuldige er sich bei ihm dafür. Er vermute aber, dass Aogo das nicht verlangen werde.
Zugleich sieht sich Palmer als Opfer einer Kampagne. "Erst als ein einzelner Satz abfotografiert wurde und ohne den Kontext auf Twitter zirkulierte, wurde der virtuelle Lynchmob aktiviert." Deshalb lehne er eine weitreichendere Entschuldigung ab. "Diese Entschuldigungsforderungen sind ja Teil der Empörungsrituale, mit denen versucht wird, Leute mundtot zu machen", sagte der 48-Jährige. Demnach geht es dabei um mehr als lediglich einen Satz: "Es geht um die Cancel Culture, in der ich eine ernsthafte Bedrohung für die offene Gesellschaft sehe." Er halte seinen Kopf aber aufrecht und wolle den Kommentar bei Facebook auch nicht löschen. "O Gott, nein! Das wird mir nachher noch als Schuldeingeständnis ausgelegt."
Mit Cancel Culture wird der Ausschluss von Personen oder Organisationen wegen Beleidigungen oder Diskriminierung bezeichnet. Palmer hatte in einem Beitrag über den früheren Nationalspieler Aogo, der einen nigerianischen Vater hat, das sogenannte N-Wort benutzt. Mit diesem Begriff wird heute eine früher in Deutschland gebräuchliche rassistische Bezeichnung für Schwarze umschrieben.
Die Grünen wollen Palmer aufgrund seiner umstrittenen Bemerkung aus der Partei ausschließen. Grünen-Chefin Annalena Baerbock hatte am Montagabend im ZDF gesagt: "Ich finde, dass diese Äußerung rassistisch ist und wirklich abstoßend ist und dass er sich dafür entschuldigen hätte müssen." Weil Palmer das nicht getan hat, habe sie als Parteivorsitzende klar und deutlich Position bezogen.
Quelle: ntv.de, cri/dpa