Lage der Palästinenser in Gaza Papst Leo XIV. äußert ungewöhnlich direkte Kritik in Weihnachtsmesse

Die "offenen Wunden" durch Kriege sind das zentrale Thema von Papst Leo XIV in seiner ersten Weihnachtsmesse im Petersdom. Der Pontifex ruft zu einer eintägigen Waffenruhe für alle Konflikte weltweit auf. In seiner Mahnung zum Frieden wählt er deutliche Worte.
Papst Leo XIV. hat in seiner ersten Weihnachtsmesse im Petersdom in Rom die "offenen Wunden" durch die Kriege in der Welt angeprangert. Er erinnerte in seiner Predigt an die wehrlosen Menschen, "die unter den zahlreichen noch andauernden oder schon beendeten Kriegen leiden, die Trümmer und offene Wunden hinterlassen haben".
"Dabei kommen uns unweigerlich die Zelte in Gaza in den Sinn, die seit Wochen dem Regen, dem Wind und der Kälte ausgesetzt sind", fügte das Oberhaupt der katholischen Kirche mit Blick auf die verheerende humanitäre Lage im Gazastreifen hinzu. Er zog dabei einen direkten Vergleich zur Geburt Jesu in einem Stall. Der Appell war ungewöhnlich direkt für den eher als diplomatisch angesehenen Papst.
Leo XIV. rief zu Weihnachten auch zu einer eintägigen Waffenruhe für alle Konflikte weltweit auf und mahnte zum Frieden. Speziell bezog er sich auf den Krieg in der Ukraine. Zu den Dingen, die ihn traurig stimmten, gehöre, dass Russland einen Weihnachtswaffenstillstand abgelehnt habe. Zur Lage im Nahen Osten sagte er, es sei zu hoffen, dass das Friedensabkommen zwischen Israelis und Palästinensern Fortschritte mache.
Nach der Weihnachtsmesse verkündete der Papst von der Loggia des Petersdoms aus seine Weihnachtsbotschaft und spendete den Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis). Am zweiten Weihnachtstag spricht Leo XIV. dann das Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Der aus den USA stammende Robert Francis Prevost hatte im Mai die Nachfolge seines verstorbenen Vorgängers Franziskus angetreten.
Bischof Bätzing warnt vor neuem Nationalismus
Indes warnte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Abschottung. Alle trügen eine Mitverantwortung für die Lebensbedingungen heutiger und künftiger Generationen, sagte er in Limburg. "Und weil ich von großen Zusammenhängen überzeugt bin und von der Bedeutung selbst kleinster Schritte, mutiger Entscheidungen und beherzten gemeinsamen Handelns, darum sehe ich all die um sich greifenden Tendenzen der Abschottung heutzutage so kritisch."
Abschottung, egoistischer Nationalismus und ein Denken nach dem Motto "Wir zuerst" widersprächen der christlichen Botschaft, sagte der Limburger Bischof im Weihnachtsgottesdienst weiter. Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt ließen sich hingegen nur stärken, wenn Solidarität gelebt werde - "zwischen Generationen, zwischen Starken und Schwachen, Gesunden und Kranken". Zu der Verantwortung der Menschen gehöre ferner der Kampf gegen den Klimawandel.
Weihnachten stehe für einen "radikalen Gegenentwurf zu Macht, Gewalt und Gleichgültigkeit", sagte der katholische Bischof weiter. Diese Botschaft wirke bis heute.