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Granate gefunden Polizei räumt Wohnhaus von RAF-Terroristin Klette

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Große Aufregung in Berlin: Anwohner stehen vor dem geräumten Mietshaus der verhafteten RAF-Terroristin Daniela Klette.

Große Aufregung in Berlin: Anwohner stehen vor dem geräumten Mietshaus der verhafteten RAF-Terroristin Daniela Klette.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ermittler fassen in Berlin die untergetauchte RAF-Terroristin Daniela Klette. Auch am Tag nach der Festnahme wird ihre Mietwohnung durchsucht. Nach dem Fund von Patronen und Waffen-Magazinen entdecken Beamte etwas, "das gefährlich ist". Später bestätigt die Polizei den Verdacht, dass es sich um eine Granate handelt.

Das Mietshaus in Berlin-Kreuzberg, in dem die RAF-Terroristin Daniela Klette wohnte, ist wegen einer möglichen Gefahr geräumt worden. Alle Bewohner mussten ihre Wohnungen am Nachmittag verlassen. Der Gehweg vor dem Haus und einem Nachbarhaus wurde gesperrt. Ein Spurenermittler der Polizei sagte: "Weil wir etwas gefunden haben, das gefährlich ist." Von einem sprengstoffähnlichen Gegenstand war die Rede.

Feuerwehr, Krankenwagen und weitere Polizeiautos fuhren vor dem Haus vor. Auch die Kriminaltechniker der Polizei mussten raus aus dem Haus in der Sebastianstraße. Die Bewohner standen nach der Räumung auf der anderen Straßenseite oder hatten den Bereich verlassen. Einige hatten Haustiere dabei. Mehrere Frauen sagten, die Polizei habe ihnen keinen Grund genannt.

Die Berliner Polizei hat inzwischen bestätigt, dass eine Granate gefunden wurde. "Von unseren Kriminaltechnikern wurde bisher eine Granate aus dem Gebäude in der Sebastianstraße in Kreuzberg gebracht und an einem anderen Ort unschädlich gemacht", teilte die Polizei bei X mit. "Weitere Gegenstände werden aktuell untersucht."

Ein Beamter vom Kampfmittelräumdienst hatte am Abend einen Gegenstand herausgetragen, der einer kleineren Granate ähnelte. Er verstaute den Gegenstand in einem Auto in einer Sicherheitskiste, wie ein Reporter beobachtete. "Es sieht aus wie eine Mörsergranate, ist aber keine, kommt dem aber ganz nah", sagte ein Polizist dazu.

In dem Haus war Klette am Montagabend in ihrer Wohnung im 5. Stock von der Polizei festgenommen worden. Sie lebte dort nach LKA-Angaben unter falscher Identität. Einem Nachbarn zufolge führte sie den Vornamen Claudia. Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler dem LKA zufolge unter anderem Magazine einer Waffe und Patronen. Eine Waffe sei bislang nicht gefunden worden.

Seitdem wurde die Wohnung weiter untersucht. Zahlreiche vermummte Polizisten in Zivil gingen immer wieder ein- und aus. Ein größerer Wagen mit der Aufschrift "Kriminaltechnik" und Berliner Kennzeichen stand seit Dienstagmorgen vor dem Haus. "Aktuell laufen die Auswertungen beim LKA und der Staatsanwaltschaft Verden", sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums.

Ermittler suchen nach weiteren Terroristen

Klette sitzt nun wegen mehrerer Raubtaten in Untersuchungshaft. Dort schweigt sie. Nach Angaben der zuständigen niedersächsischen Staatsanwaltschaft Verden wird derweil weiter nach den RAF-Mitgliedern, dem 69-jährigen Ernst-Volker Staub und dem 55-jährigen Burkhard Garweg, gesucht. Die Anklagebehörde wirft Klette, Garweg und Staub versuchten Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle zwischen 1999 und 2016 vor.

Ein in Berlin nach der Festsetzung Klettes vorläufig festgenommener Mann wurde inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt. "Zweifelsfrei handelt es sich nicht um einen der beiden noch flüchtigen Straftäter", teilte das niedersächsische Landeskriminalamt in Hannover mit. Bei dem Mann habe es sich um einen Mann im "gesuchten Alterssegment" gehandelt, hatte LKA-Präsident Friedo de Vries am Dienstag erklärt. Angaben dazu, in welchem Zusammenhang er festgenommen wurde, machte die Sprecherin des Innenministeriums nicht.

Am Mittag meldete die "Hannoversche Allgemeine" die Festnahme einer dritten Person durch Zielfahnder in Berlin. Es werde geprüft, ob es sich dabei um Klettes Weggefährten Garweg oder Staub handelt. Eine Bestätigung des LKA in Hannover läge aber nicht vor, hieß es in der Zeitung. Mittlerweile soll aber auch hier kein weiterer Fahndungserfolg vorliegen. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtete am Nachmittag, dass auch die dritte festgenommene Person nicht Garweg oder Staub ist.

Das Trio Klette, Staub und Garweg wird der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnete. Über diese sagte der Journalist und RAF-Experte Stefan Aust am Dienstagabend im ZDF-"heute-journal", die zweite Generation habe versucht, die erste aus dem Gefängnis zu befreien. "Als das nicht funktioniert hat, gab es dann die dritte Generation, und die haben eines getan, nämlich schlichtweg Morde begangen. Sie haben Leute einfach erschossen oder haben ihnen Fallen gestellt."

Quelle: ntv.de, gut/dpa

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