Machtkämpfe im Militär? Putin feuert "Schlächter von Mariupol"
30.04.2023, 16:10 Uhr Artikel anhören
Michail Misinzew steht in Großbritannien auf einer Sanktionsliste.
Russlands Vize-Verteidigungsminister Michail Misinzew, einer der Verantwortlichen für die Angriffe auf die ukrainische Stadt Mariupol, muss seinen Posten räumen. Abgelöst wird er in seinem Amt von Alexej Kusmenkow. Grund könnten Machtkämpfe innerhalb des Militärs sein.
Mehr als 14 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist in Russland erneut einer der Vize-Verteidigungsminister ausgewechselt worden. Ab sofort ist Generaloberst Alexej Kusmenkow für die materielle und technische Versorgung der Armee zuständig. Er war bislang stellvertretender Direkter der Nationalgarde. Dies teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Er folgt auf Michail Misinzew, der den Posten erst im vergangenen September übernommen hatte.
Misinzew war damals auch im Ausland bereits bekannt: So wurde er für die schweren Angriffe auf die südukrainische Hafenstadt Mariupol verantwortlich gemacht, die Ende Mai von den Russen erobert worden war. Während der wochenlangen Belagerung wurden ukrainischen Angaben zufolge Tausende Zivilisten getötet und ein Großteil der Stadt zerstört. In Großbritannien steht Misinzew, der auch als "Schlächter von Mariupol" bezeichnet wird, deshalb auf einer Sanktionsliste.
Insgesamt hat Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu zwölf Stellvertreter. Bereits in der vergangenen Woche hatten russische Blogger über die Entlassung Misinzews berichtet und Machtkämpfe innerhalb des russischen Militärs als einen Grund genannt. Offiziell bestätigt war das damals allerdings noch nicht.
Offen zutage treten etwa schon seit Monaten Streitereien zwischen der Armee und dem Chef der berüchtigten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Prigoschin wirft der Führung in Moskau vor allem Probleme bei der Versorgung seiner Kämpfer mit Munition vor - und drohte kürzlich sogar damit, sie deshalb aus der schwer umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut abzuziehen.
Quelle: ntv.de, lar/dpa