Neue Sitzordnung am Riesen-Tisch Putin hofiert Brasiliens Staatschef Bolsonaro
16.02.2022, 17:50 Uhr
Fast schon ein tête-à-tête: Bolsonaro zu Besuch im Kreml.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Frankreichs Präsident Macron und Bundeskanzler Scholz müssen bei ihrem Kreml-Besuch an einem sechs Meter langen Tisch Platz nehmen. Weniger Abstand legt Russlands Regent zwischen sich und Brasiliens Präsidenten. Für Bolsonaro ein Erfolg, denn viele Freunde im Ausland hat er nicht.
Der russische Präsident Wladimir Putin sieht in seinem rechtsradikalen brasilianischen Kollegen Jair Bolsonaro einen "führenden Partner" in Südamerika. Nach einem "konstruktiven" Gespräch der beiden Staatschefs erklärte Putin am Nachmittag, die beiden Länder seien durch "Freundschaft und gegenseitiges Verständnis" miteinander verbunden. Bolsonaro lud Putin zu einem Gegenbesuch in Brasilien ein. Die Einladung wurde laut einer offiziellen Erklärung "dankbar" aufgenommen.
Bei dem Treffen Putins mit Bolsonaro wurde auf den Maximalabstand an dem sechs Meter langen Tisch verzichtet, der bei Gesprächen Putins mit ausländischen Gästen in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen gesorgt hatte. Bolsonaro war von Putin nur durch einen kleinen Abstand getrennt. An den Kopfseiten des Sechs-Meter-Tisches mussten in den vergangenen Tagen unter anderem der französische Staatschef Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz Platz nehmen. Beide hatten sich geweigert, vor dem Treffen mit Putin einen russischen PCR-Test zu machen.
Druck aus den USA
Putin und Bolsonaro vereinbarten bei ihrem Treffen nach Angaben des Kreml eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Energie und Handel. Beide seien zudem der Ansicht, "dass Konflikte mit friedlichen und diplomatischen Mitteln gelöst werden sollten", fügte der Kreml hinzu. Berichten zufolge hatte die US-Regierung vor der Reise Druck auf Bolsonaro ausgeübt, den Besuch in Moskau wegen der drohenden Eskalation im Ukraine-Konflikt abzusagen. Die USA befürchteten demnach, das Treffen könne als Zeichen der Unterstützung Russlands verstanden werden.
Bolsonaro war bereits am Dienstag in Russland eingetroffen. Mit der Ankündigung eines teilweisen Truppenabzugs hatte Russland zeitgleich ein Zeichen der Entspannung in der Ukraine-Krise gesetzt. Allerdings zweifelten die USA und die NATO am Nachmittag daran, dass Moskau tatsächlich bereits Militär abgezogen hat. NATO-Generalsekretär Stoltenberg sagte in Brüssel, es seien im Gegenteil mehr russische Soldaten an der Grenze zur Ukraine stationiert.
Am Donnerstag will Bolsonaro in Budapest Ungarns rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban treffen. Der brasilianische Präsident wird von Ministern und Wirtschaftsvertretern begleitet. Mit der Reise will der rechte Staatschef des größten Landes in Lateinamerika Beobachtern zufolge auch zeigen, dass er im Ausland noch Partner hat.
Quelle: ntv.de, mau/AFP