Kritik an westlichen Waffen Putin redet ukrainische Gegenoffensive klein
12.09.2023, 12:37 Uhr Artikel anhören
Wladimir Putin ist weiterhin siegesgewiss. Die ukrainische Gegenoffensive hat in seinen Augen keinen Erfolg.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Kurz vor seinem Treffen mit Nordkoreas Präsident Kim Jong Un gibt sich Kreml-Chef Putin auf einem Wirtschaftsforum auskunftsfreudig. Die Gegenoffensive der Ukraine brächte nichts, Kiew habe hohe Verluste, tönt er. Westliche Waffenlieferungen sind ihm dennoch ein Dorn im Auge.
Mehr als anderthalb Jahre nach Beginn des von ihm angeordneten Angriffskriegs hat Russlands Präsident Wladimir Putin der Ukraine erneut Erfolge bei ihrer Gegenoffensive abgesprochen. "Die Ukraine führt eine sogenannte Gegenoffensive durch. Ergebnisse gibt es natürlich keine", sagte Putin beim Wirtschaftsforum in der ostrussischen Stadt Wladiwostok. Tatsächlich aber hatte die ukrainische Armee erst kürzlich das Dorf Robotyne im Süden befreit und auch danach über weitere, kleinere Geländegewinne berichtet. Es gehe noch immer, wenn auch langsamer, voran, sagte auch Oberst Reisner im Interview mit ntv.de. Die ukrainischen Kampfverbände würden sich derzeit konsolidieren und frische Kräfte an die Front bringen.
Putin erklärte zugleich, dass Russland seine Kampfhandlungen fortsetzen werde, solange die ukrainische Gegenoffensive laufe. Moskaus Bedingung für mögliche Verhandlungen ist die Anerkennung mehrerer völkerrechtswidrig annektierter Gebiete als russisch. Die angegriffene Ukraine, für die das völlig inakzeptabel ist, will hingegen mit westlicher Hilfe alle besetzten Gebiete - also auch die bereits 2014 einverleibte Halbinsel Krim - befreien. Dafür fordert das angegriffene Land weitere Waffen- und Munitionslieferungen internationaler Verbündeter.
Die wiederum kritisiert der Kreml-Chef. Die Lieferung von Streumunition und Geschossen mit abgereichertem Uran sei ein Verbrechen, sagte Putin in Wladiwostok. Russland hat seinerseits bereits vor der Ukraine Streumunition eingesetzt. Eine Lieferung von F-16-Kampfjets wiederum werde nichts ändern, sondern den Konflikt nur in die Länge ziehen. Putin erklärt zudem, der russische Inlandsgeheimdienst FSB habe ukrainische Saboteure gefangengenommen, die Kernkraftanlagen beschädigen wollten. Die Saboteure seien von britischen Nachrichtendiensten instruiert worden. Das sei besorgniserregend und könne ernste Konsequenzen haben.
Verhandlungen über Waffen mit Nordkorea
Allerdings unternimmt Russland offenbar selbst Initiativen, um an weitere Waffen und Munition zu gelangen. Daher steht Putins Auftritt in Wladiwostok auch im Fokus der Aufmerksamkeit, weil der Kreml-Chef sich später mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un treffen wollte. Spekuliert wurde, dass das Treffen, bei dem es auch um Waffengeschäfte gehen dürfte, direkt am Rande des Wirtschaftsforums stattfinden könnte.
Westliche Experten haben zudem große Zweifel, dass Russland über eine ausreichende Zahl an gut ausgebildeten Soldaten verfüge. Diesen Einschätzungen trat Putin ebenfalls entgegen und sagte, dass 1000 bis 1500 Russen derzeit täglich Verträge zum freiwilligen Eintritt in das Militär unterzeichneten. In den vergangenen sechs oder sieben Monaten seien dies insgesamt 270.000 Freiwillige gewesen. Der Putin-Vertraute und Ex-Präsident Dmitri Medwedew hatte kürzlich die Zahl 280.000 genannt. Der Kreml hat wiederholt erklärt, Zwangsrekrutierungen seien nicht nötig.
Zudem hätte die Ukraine erhebliche Verluste erlitten, so Putin weiter. Laut russischer Nachrichtenagentur TASS nannte Putin die Zahl von 71.500 Soldaten. Da er von "Verlusten" gesprochen haben soll, ist unklar, ob nur getötete Soldaten oder auch verletzte Ukrainer gemeint sind. Sowohl Russland als auch die Ukraine geben kaum offizielle Zahlen zu eigenen Verlusten heraus. Die Angaben über Opfer des jeweiligen Kriegsgegners sind auf beiden Seiten sicher deutlich zu hoch angesetzt. Allerdings gehen auch die Zahlen westlicher Experten weit auseinander.
Quelle: ntv.de, als/dpa/rts