"In perfektem Zustand" Baerbock: Kanada entlarvt Putins Turbinen-"Bluff"
05.08.2022, 10:29 Uhr (aktualisiert)
Außenministerin Annalena Baerbock (r.) mit ihrer kanadischen Amtskollegin Mélanie Joly
(Foto: dpa)
Seit Juni fährt Russland die Gaslieferungen über Nord Stream 1 zurück. Die Wartung einer Turbine in Kanada soll der Grund sein. Trotz eines möglichen Sanktionsbruchs findet die Strömungsmaschine ihren Weg zurück nach Deutschland. Jetzt hängt sie fest.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich bei Kanada für die Lieferung einer gewarteten Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 an Russland bedankt. "Ihr habt als Regierung für die europäische Solidarität eingestanden", sagte sie bei ihrem Antrittsbesuch in Kanada nach einem Treffen mit ihrer Amtskollegin Mélanie Joly. "Wir haben gemeinsam den Bluff des russischen Präsidenten entlarvt."
Die kanadische Außenministerin Mélanie Joly verteidigte die Lieferung gegen Kritik unter anderem aus der Ukraine. Es sei klar, dass der russische Präsident Wladimir Putin einen "hybriden Krieg" führe. "Putin wollte Spaltung in unserem Bündnis säen." Das habe man nicht zulassen wollen.
Die Turbine war in der kanadischen Metropole Montreal von Siemens Energy gewartet worden. Sie hängt nun auf dem Weg nach Russland noch in Deutschland fest. Die kanadische Regierung ist wegen der Erlaubnis für die Lieferung unter Druck. Ihr wird vorgeworfen, Sanktionen umgangen zu haben. Ein Parlamentsausschuss untersucht das gerade.
Bundeskanzler Olaf Scholz warf Russland indirekt vor, Vorwände für die ausbleibenden Gaslieferungen zu nutzen. Die Turbine für die Pipeline Nord Stream 1 sei jederzeit einsetzbar und könne geliefert werden, sagte der SPD-Politiker beim Besuch des Energietechnik-Konzerns Siemens Energy. "Die Turbine ist da, sie kann geliefert werden, es muss nur jemand sagen, ich möcht' sie haben, dann ist sie ganz schnell da", betonte Scholz. Dem Gastransport durch Nord Stream 1 stehe dann nichts mehr im Weg. "Es ist offensichtlich, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts dem Weitertransport dieser Turbine und ihrem Einbau in Russland entgegensteht."
Die Reduzierung der Gaslieferungen über Nord Stream 1, die Nichterfüllung der Gaslieferungsverträge habe keinerlei technische Gründe, sagte der Kanzler weiter. Die Turbine sei nicht nur in perfektem Zustand, ihrer Nutzung stünden auch keinerlei Gas-Sanktionen entgegen. Man müsse sich angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine aber bewusst sein, "dass es jederzeit irgendwelche vorgeschobenen, vorgebrachten Gründe geben kann, die dazu führen, dass irgendetwas nicht funktioniert", sagte der Kanzler.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 03. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mba/dpa