"Schwarzen Gürtel in Schreien" Randale bei Wahlkampfauftritt von Ultrarechter Meloni
21.09.2022, 15:29 Uhr
Meloni bei dem Wahlkampfauftritt in Palermo.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Ihre Partei Fratelli d'Italia musste kurz vor dem Urnengang schnell ein Mitglied loswerden, das Hitler als "großen Staatsmann" bezeichnete. Jetzt kommt es bei der Parteichefin Meloni am Rande eines Wahlevents zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten.
Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Italien ist es bei einem Auftritt der nationalistischen Wahlfavoritin Giorgia Meloni zu einem Polizeieinsatz gegen Demonstranten gekommen. Während die Parteichefin der rechtsextremen Fratelli d'Italia am Vorabend in Palermo zu mehreren Tausend Anhängern sprach, versuchten rund 50 Demonstranten, zur Bühne auf der Piazza Politeama vorzudringen. Die Polizei hinderte sie daran - unter anderem durch den Einsatz von Schlagstöcken, wie auf Videos von dem Vorfall zu sehen ist.
Die Polizei teilte mit, dass ein Beamter von einem Demonstranten mit einem Faustschlag getroffen wurde. Ein anderer Demonstrant sei festgenommen worden, weil er eine Flasche geworfen habe. Bei dem Einsatz wurde außerdem eine Journalistin von "La Repubblica" von den Polizisten angegangen, und zu Boden gestoßen, wie die Tageszeitung berichtete. Der Verband der sizilianischen Parlamentspresse erklärte, auch andere Journalisten seien bedrängt worden: "Wir hoffen, dass es sich nur um Zwischenfälle handelt und nicht um die Rückkehr eines Klimas, das nur in die Geschichte gehört."
Meloni, deren Partei sowie deren gesamtem Rechtsbündnis von Wahlexperten ein deutlicher Sieg vorausgesagt wird, hatte sich jüngst bei der Innenministerin über Beleidigungen und Drohungen auf ihren Wahlveranstaltungen beschwert. Am Dienstag sagte sie auf der Bühne in Palermo, als sie die Demonstranten hörte: "Da schreien welche, aber lasst sie. Ich schreie lauter. Ich habe den schwarzen Gürtel in Schreien."
Fratelli d'Italia: Kandidat bezeichnete Hitler als "großen Staatsmann"
Der Süden Italiens ist laut Beobachtern mit am heftigsten umkämpft, dort könnte die populistische Fünf-Sterne-Bewegung den Rechten vielerorts einen Erfolg streitig machen. Sterne-Chef Giuseppe Conte hatte vorige Woche für Aufsehen gesorgt, als er den Zentrumspolitiker Matteo Renzi aufforderte, sich ohne Begleitschutz den Wählern in Palermo zu stellen. Dieser sah darin einen Aufruf zur Gewalt.
Kurz vor dem Urnengang am kommenden Sonntag wird der Ton im Wahlkampf immer schärfer. Meloni warf den Fünf Sternen vor, Wähler im Süden "zu kaufen". Sie bezog sich dabei auf ein gesetzliches Grundeinkommen (Reddito di Cittadinanza), das auf Betreiben der Sterne 2019 eingeführt worden war, das die Rechtsparteien aber abschaffen wollen.
Zuvor ist die rechtsextreme Partei Brüder Italien selbst in Bedrängnis geraten. Am Vortag hatte sie ihr auf Sizilien kandidierendes Mitglied Calogero Pisano ausgeschlossen, denn der hatte sich positiv über Adolf Hitler geäußert. Vor acht Jahren hatte er in den sozialen Medien verbreitet, dass er in Hitler einen "großen Staatsmann" gesehen hat. Die Zeitung "La Repubblica" hatte die Äußerungen kürzlich veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa