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"Mit Blutgeld bezahlt" Russen feiern nach UN-Sitzung mit "Hühnchen Kiew"

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Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia hielt bei der Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats Fotos hoch, die seinen Angaben zufolge die Flugroute des russischen Marschflugkörpers zeigten.

Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia hielt bei der Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats Fotos hoch, die seinen Angaben zufolge die Flugroute des russischen Marschflugkörpers zeigten.

(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)

Nach der Sitzung des UN-Sicherheitsrates, in dem es um den russischen Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew geht, lädt die russische UN-Vertretung zum Essen. Anlass: der russische Ratsvorsitz. Die Speisekarte ist so zynisch wie die Äußerungen des russischen UN-Botschafters.

Russland hat die turnusgemäße Übernahme des Vorsitzes im UN-Sicherheitsrat mit einem Essen gefeiert, bei dem "Kiewer Kotelett" serviert wurde, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform berichtet. Das Gericht ist auch als "Hühnchen Kiew" bekannt. Ukrinform zeigte auch ein Foto der Speisekarte. Getrunken wurde unter anderem Wein aus dem kalifornischen "Russian River Valley".

Russland hat den Vorsitz des Sicherheitsrats am 1. Juli für einen Monat übernommen. Das Essen fand nach einer Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats statt, in der es um den russischen Angriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew ging. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja wiederholte dort die Version des Kremls, dass der russische Angriff einer Fabrik in der Nähe des Krankenhauses gegolten habe. In das Krankenhaus eingeschlagen sei nicht die russische Rakete, sondern eine ukrainische Flugabwehrrakete.

Nach Einschätzung der UN ist die russische Version allerdings falsch und damit mutmaßlich eine Lüge: Das UN-Menschenrechtsbüro hatte in einer vorläufigen Einschätzung mitgeteilt, das Gebäude sei von einer russischen Rakete des Typs Kh-101 (Ch-101) direkt getroffen worden. Die Experten hätten Videoaufnahmen ausgewertet und die Schäden vor Ort direkt untersucht, sagte Danielle Bell, die Leiterin der Beobachtermission für Menschenrechte der UN in der Ukraine. Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia hielt bei der Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats Fotos hoch, die seinen Angaben zufolge die Flugroute des russischen Marschflugkörpers zeigten.

43 Tote am Montag

Zugleich rückten die Vereinten Nationen den Luftangriff in die Nähe eines Kriegsverbrechens. "Ich möchte diesen Rat daran erinnern, dass Krankenhäuser nach dem humanitären Völkerrecht besonderen Schutz genießen. Vorsätzliche Angriffe auf ein geschütztes Krankenhaus sind ein Kriegsverbrechen und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Joyce Msuya, die amtierende Chefin des UN-Nothilfebüros Ocha. Weil Russland im Weltsicherheitsrat Vetorecht besitzt, ist ein Vorgehen des mächtigsten UN-Gremiums gegen Moskaus Aggression ausgeschlossen.

"Der moralische Verfall der russischen Diplomatie ist offensichtlich", kommentierte der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia das anschließende Essen der russischen Vertretung. "Ich kann nicht verstehen, wie jemand Nebensja die Hand schütteln und eine Einladung zum Mittagessen mit ihm annehmen kann, das mit Blutgeld bezahlt wird", sagte er. Nach Angaben des ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj wurden bei den russischen Angriffen auf die Ukraine am Montag 43 Menschen getötet und etwa 200 verletzt.

Kremlsprecher Dmitri Peskow beteuerte, Russland verübe "keine Schläge gegen zivile Ziele". "Schläge gibt es nur gegen Objekte der kritischen Infrastruktur oder militärische Ziele", sagte er der Agentur TASS zufolge. Auch das ist falsch. Russland hat seit Beginn seines Überfalls auf die Ukraine wiederholt zivile Ziele angegriffen. Selbst China zeigte sich von "brutalen Angriffen, die viele Opfer forderten", "zutiefst beunruhigt", wie der stellvertretende UN-Botschafter des Landes, Geng Shuang, in der Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats sagte. Direkte Kritik an seinem russischen Verbündeten äußerte Peking allerdings nicht.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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