Raketen gegen kranke Kinder In Kiew kann man sehen, was Putin wirklich will


Während seine Freunde im Westen Friedensverhandlungen fordern, demonstriert Putin, wie er selbst dazu steht. Zum Beispiel am Montag in Kiew: Dort lässt er ein Kinderkrankenhaus mit Marschflugkörpern angreifen.
Am Montag war es wieder so weit, ein Mitglied der globalen Verhandlungsfraktion hatte seinen großen Auftritt, dieses Mal in China: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban war auf der dritten Station seiner "Friedensmission". Die Reise hatte ein hohes symbolisches Gewicht: Während Orban in Peking auf dem Rollfeld stand, um sein drittes PR-Video aufzunehmen, ließ sein Freund Putin ein Kinderkrankenhaus bombardieren.
Ohne es zu wollen, demonstrierte Orban: Wer derzeit behauptet, Putin sei verhandlungsbereit, der lügt. Oder er versteht nicht, was der Kreml im Schilde führt. Orban dürfte zur ersten Gruppe gehören.
Im Interview mit der "Bild"-Zeitung warf er den USA und Europa vor, "Kriegspolitik" zu betreiben. Seine Mission sei von Moral getrieben und von einem Sinn für die europäischen Interessen, die andere seien als die der USA. Und was man sonst noch so sagt, wenn man Politik für billiges Gas aus Russland macht und sich China als Einfallstor in die EU andient.
Nichts von dem, was Orban und andere Verhandlungsbefürworter von sich geben, hält der Realität stand. Europäische Interessen? Für Europa wäre ein Sieg in der Ukraine sehr gefährlich. Die USA setzen auf "Kriegspolitik"? Die Wahrheit ist: Die USA und ihre westlichen Partner statten die ukrainischen Truppen längst nicht mit allem aus, was diese bräuchten, um das Land effektiv zu verteidigen. Die gerade mal vier Patriot-Flugabwehrsysteme, die zur Verfügung stehen, können unmöglich den Luftraum gegen Russlands tödliche Angriffe schützen. Sie sind völlig überlastet und müssen immer wieder ihren Standort ändern. Passen die Russen einen solchen Moment ab, dann geht die Rakete wie gestern ohne Gegenwehr ins Ziel.
Und Kritik an Russland? Bei Orban und seinen politischen Freunden komplette Fehlanzeige. Klar, auch er hat die übliche Floskel mit Kritik am Überfall auf die Ukraine parat. Aber wichtiger ist ihm wie seinen Freunden der Hinweis, er wolle nicht darüber streiten, wer recht habe und wer nicht. Es ist das Gefasel von "beiden Seiten", die bereit sein müssten, einen Kompromiss zu schließen. Auch von "berechtigten Sicherheitsinteressen" der Russen, auf die der Westen nur hätte eingehen müssen, um den Krieg zu verhindern.
Wenn die Ukraine die russischen Sicherheitsinteressen berührt, dann aus einem einzigen Grund: Sie war dabei zu demonstrieren, dass ein Land, das von Russen als "russisch" wahrgenommen wird, eine prosperierende Demokratie sein kann. Das russische Motiv für den Krieg ist Imperialismus, das russische Vorgehen ist Terrorismus. Über eine angebliche Verhandlungsbereitschaft des Terroristen im Kreml zu sprechen, ist pure Propaganda.
In der Ukraine kann man täglich sehen, was Putin von Verhandlungen hält. Was Russland von der Ukraine will, ist eine Kapitulation mit anschließender Entwaffnung, um das Land jederzeit erneut angreifen zu können. Orban und Co. spielen dieses Spiel mit, sie sind die Hilfstruppen in Putins hybridem Krieg gegen den Westen. Es ist ekelhaft.
Quelle: ntv.de