Der Kriegstag im Überblick Russische Armee kreist Kiew weiter ein - Selenskyj beziffert ukrainische Verluste
12.03.2022, 21:20 Uhr
Soldaten gehen einen Weg entlang, während Rauch in Irpin nordwestlich von Kiew aufsteigt.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Menschen in den umkämpften Regionen der Ukraine stehen weiter unter Beschuss, die russische Armee nähert sich von mehreren Seiten der Hauptstadt - Kiew soll sich im "Belagerungszustand" befinden. Präsident Selenskyj äußert sich derweil zu gefallenen ukrainischen Soldaten. Der 17. Kriegstag im Überblick.
Russische Armee kreist Kiew immer weiter ein
Mit Angriffen von mehreren Seiten erhöht die russische Armee den Druck auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Nach Angaben des ukrainischen Präsidentenberaters Mychailo Podoljak befindet sich Kiew im "Belagerungszustand". Auch in anderen Städten wurden Wohngebiete attackiert. Unterdessen startete ein Hilfskonvoi in Richtung der seit zwölf Tagen belagerten Hafenstadt Mariupol.
Vorstädte im Nordwesten Kiews werden seit Tagen von schweren Luftangriffen erschüttert. Inzwischen rücken russische Panzer zudem von Nordosten her immer rascher auf Kiew vor. AFP-Reporter berichteten von dichten Rauchwolken über den nordöstlichen Vororten Kiews. Busse brachten weiterhin Flüchtlinge aus den Vororten in die Hauptstadt. Dort wurden laut Bürgermeister Vitali Klitschko die Lebensmittel- und Medikamentenvorräte aufgestockt.
In vielen ukrainischen Städten heulen Sirenen
Bei Luftangriffen im 40 Kilometer südlich von Kiew gelegenen Wasylkiw wurde nach Angaben des Bürgermeisters der Flughafen zerstört, ein von Raketen getroffenes Öldepot stand demnach in Flammen. Sirenen warnten am Morgen auch in den Großstädten Odessa, Dnipro und Charkiw vor Luftangriffen. In der Schwarzmeer-Hafenstadt Mykolajiw beschoss die russische Armee mehrere Krankenhäuser, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Getroffen wurden unter anderem eine Tagesklinik für Krebspatienten und eine Augenklinik.
Hilfskonvoi mit mehr als zehn Bussen auf dem Weg nach Mariupol
Die ukrainischen Behörden starteten einen neuen Versuch, die Bevölkerung von Mariupol mit humanitären Hilfslieferungen zu versorgen. Ein von orthodoxen Priestern begleiteter Konvoi aus mindestens einem Dutzend Bussen fuhr vom mehr als 200 Kilometer entfernten Saporischschja aus in Richtung Mariupol, wie Mariupols Vize-Bürgermeister Serhij Orlow sagte.
Die Busse sind laut Orlow mit 90 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten beladen. Auf dem Rückweg sollen sie demnach Zivilisten aus Mariupol nach Saporischschja bringen. Kiew hatte der russischen Armee in den vergangenen Tagen immer wieder die Verhinderung ähnlicher Evakuierungsversuche vorgeworfen.
Selenskyj beziffert ukrainische Verluste
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurden seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 12.000 russische Soldaten getötet. Moskau hatte in der vergangenen Woche von knapp 500 getöteten Soldaten gesprochen. Die USA gehen von 2000 bis 4000 Toten auf russischer Seite aus. Auf ukrainischer Seite starben laut Selenskyj rund 1300 Soldaten.
Selenskyj sieht Fortschritte bei Gesprächen mit Moskau
Russland verfolgt nach Angaben von Selenskyj bei den Gesprächen über eine Beendigung des Krieges mittlerweile einen "grundlegend anderen Ansatz". Zunächst hätten die Vertreter Moskaus nur "Ultimaten gestellt", sagte der ukrainische Präsident bei einer Pressekonferenz. Mittlerweile habe man "angefangen zu reden". Er sei "froh", ein "Signal aus Russland erhalten" zu haben. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Vortag gesagt: "Da sind gewisse positive Veränderungen, haben mir unsere Unterhändler berichtet." Die Verhandlungen würden "nun auf fast täglicher Basis geführt".
Scholz und Macron fordern Putin in Telefonat zu Waffenstillstand auf
Einen neuen diplomatischen Anlauf in dem Konflikt starteten Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. In einem erneuten Telefonat mit Putin forderten sie einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine und ein Ende der Belagerung von Mariupol. Putin wiederum warf der ukrainischen Armee in dem Telefonat "eklatante Verstöße" gegen das humanitäre Völkerrecht vor. Dies wies Macron als "Lügen" zurück.
USA stocken Militärhilfen für Ukraine auf
US-Präsident Joe Biden hat die Freigabe von Waffenlieferungen und Militärhilfe für die Ukraine in Höhe von 200 Millionen Dollar angeordnet. Das teilte das Weiße Haus mit. Biden hatte erst vor zwei Wochen - unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs - Soforthilfen über 350 Millionen Dollar für die ukrainischen Streitkräfte bewilligt. Dem US-Verteidigungsministerium zufolge sind die damit bereitgestellten Waffen, darunter moderne Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ Javelin, inzwischen bereits an die Ukraine geliefert worden.
Seit Anfang vergangenen Jahres summiert sich die US-Militärhilfe für die Ukraine inzwischen auf rund 1,2 Milliarden Dollar, wie aus einer Aufstellung des Außenministeriums hervorgeht. Der US-Kongress verabschiedete zudem vor wenigen Tagen als Teil des Haushalts auch ein Paket für humanitäre und militärische Hilfen in Höhe von 13,6 Milliarden US-Dollar für die Ukraine. Biden will das Haushaltsgesetz voraussichtlich kommende Woche unterschreiben. Bis zu einer Auszahlung der Hilfen kann aber noch Zeit vergehen.
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Quelle: ntv.de, jki/dpa/AFP