Sicherheitszone verletzt Russische Kampfjets fliegen tief über polnische Ölbohrplattform
19.09.2025, 20:40 Uhr Artikel anhören
500 Meter über der Plattform Petrobaltic dürfen keine Flugzeuge fliegen.
(Foto: IMAGO/Dreamstime)
Erst fliegen Kampfjets aus dem Kreml über Estland, wenig später rauschen zwei solche im Tiefflug über eine polnische Ölbohrinsel. Dabei verletzen die russischen Piloten die Sicherheitszone. Die Armee Warschaus wird informiert.
Zwei russische Kampfjets haben sich nach Angaben des polnischen Grenzschutzes im Tiefflug einer polnischen Bohrinsel in der Ostsee genähert. Die Kampfflugzeuge hätten die Bohrplattform Petrobaltic in einer Flughöhe von 150 Metern angeflogen, schrieb die Sprecherin des Innenministeriums auf X. Dabei sei die Sicherheitszone über der Plattform verletzt worden, teilte der Grenzschutz auf X mit. "Die polnischen Streitkräfte und andere Dienste wurden benachrichtigt." Zur Verletzung der Staatsgrenze kam es nicht, sagte eine Sprecherin der Behörde dem Sender TVN24.
Der Tiefflug stellt anders als der russische Drohnenangriff auf Polen in der vergangenen Woche keine Verletzung des Luftraums dar. Der hoheitliche Luftraum erstreckt sich über das gesamte Land- und Seegebiet eines Staates. Das Seegebiet reicht 12 Seemeilen (umgerechnet etwas über 22 Kilometer) ausgehend von der polnischen Küste in die Ostsee. Petrobaltic befindet sich allerdings etwa 25 Kilometer vor der Küste bei Władysławowo, nordwestlich von Danzig.
Der Radius der Sicherheitszone um Ölbohrplattformen beträgt etwa 500 Meter. Eigentlich soll die Zone verhindern, dass sich Schiffe nähern und mit der Einrichtung kollidieren. Doch die 500-Meter-Zone gilt auch in der Höhe. Geregelt wird dies mit der Offshore-Sicherheitsrichtlinie der EU. Ölbohrplattformen dürfen nur in den sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszonen eines Landes errichtet werden. Solche erstrecken sich auf bis zu 200 Seemeilen (rund 370 Kilometer) von der Küste ausgehend.
Kampfjets auch über Estland
Zuvor hatten am Nachmittag drei russische MiG-31-Kampfjets den Luftraum des Nato-Mitglieds Estland verletzt. Die Maschinen seien dort zwölf Minuten lang unerlaubt gewesen, sagte Außenminister Margus Tsahkna. Estland habe bei dem ranghöchsten russischen Diplomaten im Land Protest eingelegt und bereits Beratungen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt.
Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund erhöhter Spannungen an der Ostflanke der Nato. Das Verteidigungsbündnis habe sofort reagiert und die russischen Jets abgefangen, teilte ein Nato-Sprecher mit. "Dies ist ein weiteres Beispiel für das rücksichtslose Verhalten Russlands und die Reaktionsfähigkeit der Nato", sagte der Sprecher.
Die Bundesregierung nannte die Verletzung des estnischen Luftraums durch Russland inakzeptabel und sicherte der Regierung in Tallinn ihre Solidarität zu. "Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit", schrieb Außenminister Johann Wadephul auf X. Das Prinzip der Nato habe nichts an Aktualität eingebüßt. "Das zeigt die inakzeptable Verletzung estnischen Luftraums durch Russland heute in aller Klarheit." Der CDU-Politiker habe seinem estnischen Kollegen die volle Solidarität Deutschlands zugesichert. "Mit dem sofortigen Abfangen der russischen Flugzeuge zeigen wir: Die Nato ist stets verteidigungsbereit."
Quelle: ntv.de, mpa/dpa/rts