Pentagon analysiert Invasion Russland feuert ein Dutzend Raketen täglich ab
05.03.2022, 08:17 Uhr
Derzeit scheint das russische Militär seine Raketen einfach auf irgendwelche Ziele in der Ukraine abzufeuern, zum Beispiel auf dieses frühere Hostel bei Kiew.
(Foto: picture alliance / Photoshot)
Etwa ein Dutzend Raketen feuert Russland nach US-Angaben derzeit täglich auf die Ukraine ab. Die militärischen Ziele werden damit aber offensichtlich nicht ausgeschaltet. Ein "sehr großen Teil" der ukrainischen Luftwaffe sei nach wie vor einsatzbereit, erklärt ein Pentagon-Mitarbeiter.
Das russische Militär hat nach US-Angaben seit Kriegsbeginn bereits mehr als 500 Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert. Das teilt das Pentagon in einer Analyse der aktuellen Situation mit. "In den vergangenen Tagen waren es ungefähr ein Dutzend Raketen aller Arten und Systeme pro Tag."
Vor allem in den ersten Kriegstagen sollten die Raketen demnach militärische Ziele ausschalten, waren aber offensichtlich nicht erfolgreich: Die Ukraine verfüge noch immer über einen "sehr großen Teil" seiner Luftwaffe, erklärte ein weiterer Pentagon-Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte. Einige ukrainische Flugzeuge seien zerstört worden. "Der Großteil von Flugzeugen, Hubschraubern, Drohnen und Luftabwehrsystemen steht aber nach wie vor zur Verfügung", sagte er. Die russische Luftwaffe müsse durch umkämpften Luftraum fliegen.
"Krieg in seiner brutalsten Form"
Die USA und die NATO gehen davon aus, dass das russische Militär derzeit umstellt, um seine Ziele in der Ukraine doch noch zu erreichen und das Land einzunehmen. Sie fürchten, dass Russland so lange mit Raketen auf Städte und zivile Ziele feuern werde, bis sich die ukrainische Führung ergebe.
In den vergangenen Tagen war bereits mehrfach gemeldet worden, dass das russische Militär seine Strategie verändert habe, um seine Angriffsziele doch noch zu erreichen. Zu Beginn des Angriffs habe Moskau Kollateralschäden vermieden, sagte Elie Tenenbaum vom französischen Institut für internationale Beziehungen. "In den ersten Tagen setzten die Russen ihre modernen Waffen ein, Fernschläge mit Marschflugkörpern und ballistischen Iskander-Raketen."
Angesichts des massiven Widerstands der Ukrainer werde die Armee nun vor allem ungelenkte Raketen einsetzen. "Das könnte die ukrainischen Streitkräfte zerschmettern, sehr viele zivile Opfer fordern und die Flucht verstärken", sagt Tenenbaum, und prophezeit "einen Krieg in seiner brutalsten und gewalttätigsten Form".
"Haben Einsatz von Streubomben gesehen"
Belege für diese Art der Kriegsführung sieht auch die NATO. Das Verteidigungsbündnis ist überzeugt, dass Russland Streumunition einsetzt. "Wir haben den Einsatz von Streubomben gesehen", sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag in Brüssel. Zudem gebe es Berichte über den Einsatz anderer Waffenarten, die gegen das Völkerrecht verstoßen würden.
Details nannte Stoltenberg nicht. Zuletzt war Russland der Einsatz sogenannter thermobarischer Artillerie-Waffensysteme vorgeworfen worden, die eine besonders zerstörerische Kombination aus einer Hitze- und Druckwelle verursachen.
Als Streumunition werden Raketen oder Bomben bezeichnet, die noch in der Luft über dem Ziel zerbersten und eine Vielzahl kleiner Sprengkörper freisetzen, die sogenannte Submunition. Diese Mini-Bomben, in etwa so groß wie eine Getränke- oder Spraydose, fallen dann in einem Umkreis von mehreren Dutzend Metern zu Boden. Sie können selbst leicht gepanzerte Fahrzeuge durchschlagen und nicht nur durch ihre Splitterwirkung Menschen in der Nähe tödlich verletzen.
Quelle: ntv.de, chr/rts