Politik

Zusatz-Aufgabe für Nord Stream 2 Russland könnte "blauen Wasserstoff" liefern

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Wirtschaftsminister Altmaier begrüßt Denis Manturow, den russischen Industrieminister.

(Foto: dpa)

Die Bundesregierung sieht in Wasserstoff das Mittel der Wahl, um zunächst die Industrie klimaneutral zu machen. Darüber hat Wirtschaftsminister Altmaier nun mit zwei Ministern aus Russland gesprochen und eine Zusammenarbeit vereinbart.

Russland könnte die umstrittene Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 nicht nur für die Lieferung von Gas, sondern auch von Wasserstoff nutzen. "Es ist in der Tat möglich", sagte der stellvertretende russische Energieminister Pawel Sorokin in Berlin. Dort war er mit Wirtschaftsminister Peter Altmaier auf der Russland-Konferenz des Deutschen Industrie- und Handelskammertages zusammengetroffen. Sorokin bestätigte auch Berichte, wonach Russland sein eigenes Spezialschiff "Akademik Tscherski" für die Verlegung von Gasleitungen in Bewegung gesetzt habe, um den Bau der Pipeline fortzusetzen, die wegen US-Sanktionen zum Erliegen gekommen waren. "Ende dieses Jahres, Anfang des kommenden Jahres sollte das Projekt zum Abschluss kommen."

Sorokin zufolge könnten fünf bis sieben Prozent der Pipeline-Kapazität für Wasserstoff genutzt werden. "Das ist aber nicht der einzige Weg, den Wasserstoff nach Deutschland zu liefern." Es gebe noch neue Ideen, wie man den Energieträger in Russland herstellen und dann weiter transportieren könne, so Sorokin. Wasserstoff sei "eine der Prioritäten" in der Energieforschung. Ziel sei, vom blauen zum grünen Wasserstoff überzugehen.

Altmaier sieht große Potenziale beim Wasserstoff

Altmaier sagte, er sehe "große Potenziale" bei der Erforschung von Wasserstoff - sowohl grünem, der aus erneuerbaren Energien gewonnen, als auch blauem Wasserstoff auf der Grundlage von Erdgas.  Altmaier betonte, der Erdgas-Bedarf werde aufgrund des Kohle- und Atomausstiegs zusätzlich wachsen. "Das ist auch der Grund, warum es eine Rechtfertigung für Nord Stream 2 gibt." Die deutsch-russische Gaspipeline sei "im Interesse unserer beiden Länder". Altmaier vereinbarte mit Sorokin und dem russischen Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin auch die Gründung einer Arbeitsgruppe, die gemeinsam Wege zur klimaneutralen Energiepolitik erforschen soll.

Mit Blick auf die US-Sanktionen gegen die Pipeline sagte der Wirtschaftsminister, die Bundesregierung sei in Gesprächen mit den USA, um negative Folgen für deutsche Unternehmen zu verhindern. Es dürfe bei dem Projekt "keine Unterbrechung" und "keine Rückschläge" geben, so Altmaier. Die USA hatten mit ihren Sanktionen gegen Schiffsfirmen, die die Gasröhren in der Ostsee verlegen, den Schweizer Spezialisten Allseas getroffen und so einen Baustopp für Nord Stream 2 erzwungen. Washington befürchtet eine stärkere Abhängigkeit Europas von russischem Gas. Gleichzeitig wollen die USA mehr von ihrem eigenen Flüssiggas verkaufen.

Altmaier sprach auch die Annexion der Krim durch Russland an, die Deutschland völkerrechtlich nicht anerkannt hat. Zudem müsse der Donbass-Konflikt in der Ostukraine gelöst werden. Doch angesichts der Fortschritte im russisch-ukrainischen Gasdialog gebe es "zum ersten Mal in großen Fragen wieder Hoffnung" in den bilateralen Beziehungen. Zu den von der Europäischen Union verhängten Sanktionen äußerte er sich nicht. Die EU hatte ihre Strafmaßnahmen gegen Russland trotz der Wiederbelebung des Friedensprozesses für die Ostukraine im Dezember bis Ende Juli 2020 verlängert.

"Initiative Lissabon-Wladiwostok" wächst

Am Rande der Russlandkonferenz schlossen sich zudem sechs Unternehmen und die Deutsch-Kasachische Universität der "Initiative Lissabon-Wladiwostok" an. Ziel der Initiative mit bislang 85 Beteiligten ist die Schaffung eines gemeinsamen eurasischen Wirtschaftsraums. An der Unterzeichnung haben die Firmen Bionorica, Dürr, Spectrum, Hausmann & Partners, Brezelino und Intertechelectro teilgenommen.

Trotz Sanktionen und der schwierigen Wirtschaftslage investieren deutsche Unternehmen laut der Außenhandelskammer weiter kräftig in Russland. Im Jahr 2019 betrug die Summe der deutschen Direktinvestitionen in den russischen Markt laut Bundesbank mehr als 2,1 Milliarden Euro. Damit gehört Deutschland zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Russlands.

Quelle: ntv.de, vpe/lwe/DJ/dpa/rts

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