Nach Scholz-Schelte SPD fordert Entschuldigung von Strack-Zimmermann
30.05.2024, 11:08 Uhr Artikel anhören
Bescheinigte Kanzler Scholz "autistische Züge": Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Kanzler sei ein "krasser Rechthaber" mit "autistischen Zügen": Nach der harschen Kritik an Scholz durch FDP-Politikerin Strack-Zimmermann ist die Empörung vor allem in den Reihen der SPD groß. Parteichef Klingbeil bezeichnet ihre Worte als "verbale Entgleisung" - und fordert eine Entschuldigung.
Nach ihrer Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz werfen führende Sozialdemokraten der FDP-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann Fehlverhalten vor und fordern sie zur Entschuldigung auf. "Das ist eine verbale Entgleisung, die ich absolut unanständig finde", sagte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil der "Bild"-Zeitung. "Wenn Frau Strack-Zimmermann Anstand hat, entschuldigt sie sich beim Bundeskanzler. Wir haben uns unter den demokratischen Parteien auf einen fairen Europawahlkampf verständigt, ich gehe fest davon aus, dass das auch für die FDP-Spitzenkandidatin gilt."
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese bezeichnete die Äußerungen als "Total-Ausfall". Sie seien abwertend gemeint, unwürdig und befremdlich. Dies habe er "nicht mal Frau Strack-Zimmermann zugetraut". Die Liberale hatte Scholz in einem Interview unter anderem "autistische Züge" vorgeworfen und ihn einen "krassen Rechthaber" genannt. Die FDP-Politikerin beklagte Scholz' "Unvermögen, den Bürgern sein Handeln zu erklären".
Als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag fiel Strack-Zimmermann immer wieder mit Kritik an Scholz auf. Mehrmals warf sie ihm Zögerlichkeit bei Waffenlieferungen vor. Ihre jetzige Kritik beziehe sich allerdings nicht nur auf den Ukraine-Kurs des Kanzlers, sagt sie im Interview. "Das betrifft alle Belange und wird mir auch von seinen Parteifreunden bestätigt."
"Respektlosen Psychologisierung des Bundeskanzlers"
Die SPD-Europaspitzenkandidatin Katarina Barley kritisierte die Aussagen von Strack-Zimmermann im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "In Talkshows wird geschrien und beleidigt. Und nun erleben wir auch noch die Pathologisierung des Konkurrenten", sagte sie. "Das überschreitet eine rote Linie im demokratischen Wettbewerb."
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sprach derweil von einer "respektlosen Psychologisierung des Bundeskanzlers". Wer keine Argumente mehr habe, würdigte den politischen Mitbewerber verbal herab, monierte Kühnert in der "Rheinischen Post". "Bei Frau Strack-Zimmermann ist es längst zur Methode geworden, andere Meinungen unter Zuhilfenahme von Kraftausdrücken anzugreifen."
Scharfe Kritik übte auch Zanda Martens, Vorsitzende der SPD Düsseldorf und Bundestagsabgeordnete in Strack-Zimmermanns bisherigem Bundestags-Wahlkreis. Sie störte sich besonders daran, dass Strack-Zimmermann für "ihre Kritik am Politikstil des Kanzlers Worte wählt, die Menschen mit einer Entwicklungsstörung diskriminiert". Um Scholz zu diffamieren, habe die FDP-Spitzenkandidatin Menschen im autistischen Spektrum als sozial unvermögend über einen Kamm geschert. Auch Martens verlangte von Strack-Zimmermann eine Entschuldigung - nicht nur beim Kanzler, sondern auch "bei den Menschen, die sie rücksichtslos durch ihre Äußerung stereotypisiert hat".
Quelle: ntv.de, spl/lve/DJ/dpa