Der Kriegstag im Überblick Schoigu zeigt sich an der Front - Kiew schaut besorgt auf US-Wahlen
08.11.2022, 21:14 Uhr
Kreml-Truppen unter Druck: Der russische Verteidigungsminister Schoigu (r.) hört Kommandeur Surowikin (l.) zu.
(Foto: IMAGO/SNA)
Wo genau der russische Verteidigungsminister die Kreml-Truppen in der Ukraine besucht, bleibt unklar. Doch ein Video zeigt Schoigu im Gespräch mit dem neuen Kommandanten. Während Kiew mit Spannung auf die US-Zwischenwahlen blickt, stellt sich der türkische Präsident bei Schwedens NATO-Beitritt weiter auf die Bremse. Der 258. Kriegstag im Überblick.
Kommandeur Surowikin erklärt Schoigu die Lage
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat Angaben aus Moskau zufolge eigene Soldaten in der Ukraine besucht. Sein Ministerium veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie Schoigu sich von dem neuen Kommandeur der russischen Truppen, Sergej Surowikin, die militärische Lage erklären lässt. Zudem zeichnete der Politiker russische Soldaten mit Orden aus. Wo genau in der Ukraine Schoigu sich aufgehalten haben soll, wurde nicht bekanntgegeben.
Mehr als acht Monate nach Beginn des Angriffskriegs stehen die russischen Besatzer insbesondere in der südukrainischen Region Cherson zunehmend unter Druck. Surowikin hatte bereits Ende Oktober "schwierige Entscheidungen" angekündigt, was Beobachter damals als Indiz für einen geplanten Abzug deuteten. Auch an diesem Dienstag berichteten sowohl die russische als auch die ukrainische Seite über andauernde heftige Kämpfe in Cherson.
London: Russen befestigen Mariupol
Laut Angaben des britischen Verteidigungsministeriums errichtet Russland Verteidigungsanlagen um die besetzte südukrainische Stadt Mariupol. In zwei Werken werden zu diesem Zweck pyramidenförmige Panzerabwehrstrukturen aus Beton, die sogenannten Drachenzähne, hergestellt. Die Drachenzähne werden wahrscheinlich zwischen Mariupol und dem Dorf Nikolske sowie zwischen dem nördlichen Mariupol und dem Dorf Staryi Krym aufgestellt. Mariupol ist Teil der russischen "Landbrücke" von Russland zur Krim, die eine wichtige logistische Verbindungslinie darstellt. Russland verstärkt derzeit seine Verteidigungslinien in allen besetzten Gebieten. Am 19. Oktober etwa meldet der Chef der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, den Bau einer befestigten "Wagner-Linie" in der von Russland besetzten Region Luhansk. Die tief hinter der derzeitigen Frontlinie errichteten Verteidigungsanlagen sollen im Falle eines Durchbruchs schnelle ukrainische Vorstöße verhindern.
Selenskyj nimmt an G20-Gipfel teil, Putin hält es sich offen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird Angaben aus Kiew zufolge am G20-Gipfel in der kommenden Woche teilnehmen - vermutlich aber nicht persönlich nach Indonesien reisen. Der 44-Jährige werde vermutlich per Video zu der Veranstaltung zugeschaltet, wurde Präsidentensprecher Serhij Nykyforow im ukrainischen Fernsehen zitiert. Kremlchef Wladimir Putin hingegen hat bisher noch nicht mitgeteilt, ob auch er zum Gipfel kommt.
US-Zwischenwahlen sorgen in Kiew für Spannung
In Kiew blickt man mit Spannung auf den Ausgang der US-Zwischenwahlen - dort wird derzeit über die Mehrheitsverhältnisse im Parlament abgestimmt. Die Republikaner im Repräsentantenhaus hatten damit gedroht, die massiven US-Hilfen für die Ukraine auszubremsen oder gar zu blockieren, sollten sie die Kongresskammer erobern. Das könnte den Kriegsverlauf zugunsten Russlands ändern. Beobachter sahen in der Drohung aber den Versuch, Druck aufzubauen, um die Demokraten an anderer Stelle zu Zugeständnissen zu bewegen.
Russland zeigt sich offen für Dialog mit Washington
Russland ist nach Angaben des Außenministeriums weiterhin offen für einen Dialog mit den USA zum "gegenseitigen Vorteil". Man wolle "zielgerichtete Kontakte mit den Vereinigten Staaten zu notwendigen Fragen aufrechterhalten", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa im Staatsfernsehen. Washington hatte Moskau zuletzt mehrfach auch vor dem Einsatz von Nuklearwaffen gewarnt.
UN-Botschafterin der USA für Gespräche in Kiew
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, reiste zu Gesprächen nach Kiew. Bei einem Treffen mit Selenskyj habe sie die fortdauernde Unterstützung der USA zugesichert, teilte die US-Mission bei den Vereinten Nationen im Anschluss mit. Die Vereinigten Staaten seien bereit, das Land so lange wie nötig zu unterstützen. Die Diplomatin machte sich auch ein Bild von einem Getreidewerk und besuchte ein kriminaltechnisches Labor sowie eine Sammelunterkunft für Binnenvertriebene in Irpin. Erst vergangenen Freitag hatte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, in der Ukraine Gespräche geführt. Die USA unterstützen das Land in seinem Abwehrkampf gegen Russland nicht nur mit Militärhilfe, sondern auch humanitär.
Moskau verbietet Militärzusammenarbeit mit 20 deutschen Unternehmen
Als Antwort auf westliche Sanktionen verbot Russland die militärisch-technische Zusammenarbeit mit 74 ausländischen Unternehmen. Die Liste umfasst Unternehmen aus verschiedenen "unfreundlichen Ländern", darunter auch 20 Firmen aus Deutschland, wie Moskau mitteilte. Dazu gehören zudem Unternehmen aus Bulgarien, Großbritannien, Kanada, Tschechien, Estland, Litauen, die Slowakei, Montenegro, Polen und den USA. Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatten zahlreiche Länder und auch die EU seit Februar weitreichende Sanktionen gegen Moskau verhängt.
Erdogan bremst Schweden aus
Die Türkei macht den Weg zu einer NATO-Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands weiterhin nicht frei. Er hoffe auf größere Fortschritte bei einem nächsten schwedisch-finnisch-türkischen Treffen Ende November in Stockholm, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach einer ersten Zusammenkunft mit dem neuen schwedischen Regierungschef Ulf Kristersson in Ankara. Schweden wolle für seine eigene Sicherheit in die NATO - da sei es nur richtig, wenn es alles tue, um der Türkei bei ihrer Sicherheit zu helfen.
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Quelle: ntv.de, mau/dpa