Neujahrsansprache der Hoffnung Scholz: "Bleiben wir zusammen"
31.12.2021, 00:39 Uhr
"Die 20er Jahre werden zu einem Jahrzehnt des Aufbruchs," erklärt Scholz.
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Corona-Pandemie, Hochwasser: Deutschland hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Das weiß auch Olaf Scholz - und appelliert deshalb an die Eintracht der Bürger. Nur so könne man die Herausforderungen im neuen Jahr bewältigen: Als seinen "großen Wunsch für 2022" äußert der Kanzler: "Bleiben wir zusammen!"
Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Gesellschaft zum Zusammenhalt im Kampf gegen die andauernde Corona-Pandemie und bei der geplanten Erneuerung des Landes aufgerufen. In seiner ersten Neujahrsansprache als Kanzler appellierte der Sozialdemokrat an die Bürger, angesichts der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante des Virus alle Impfangebote zu nutzen. Zugleich warb er um Verständnis für die nach Weihnachten in Kraft getretenen neuen Beschränkungen, zum Beispiel für private Kontakte. Gemeinsames Handeln sei auch erforderlich, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen und in nicht einmal 25 Jahren unabhängig von Kohle, Öl und Gas werden wolle.
"Das Jahr 2021 hat uns alle sehr gefordert", sagte Scholz im Rückblick. Die Corona-Pandemie mit ihren Belastungen und tiefgreifenden Einschränkungen "steckt uns allen in den Knochen". Und auch das verheerende Hochwasser in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Rheinland-Pfalz werde niemand so schnell vergessen. "So schlimm beides gewesen ist - unsere Reaktion darauf enthält auch eine durch und durch erfreuliche Botschaft: Als Gesellschaft haben wir in Deutschland diese Herausforderungen entschlossen angenommen."
Scholz wies erneut zurück, dass die deutsche Gesellschaft infolge der Corona-Pandemie gespalten sei. "Das Gegenteil ist richtig. Unser Land steht zusammen. Was ich überall wahrnehme, das ist eine riesige Solidarität, das ist überwältigende Hilfsbereitschaft, das ist ein neues Zusammenrücken und Unterhaken." Scholz dankte allen, die sich täglich für Gemeinwohl, Gesundheit und Sicherheit einsetzen - egal ob in Krankenhäusern, Pflegestationen, Arztpraxen oder Impfzentren, in Polizeirevieren und bei der Bundeswehr. Er dankte auch jenen Bürgerinnen und Bürgern, die sich bemühten, sich an die geltenden Regeln zu halten.
"Wir müssen schneller sein als das Virus"
Mit Blick auf die neuen Beschränkungen betonte Scholz, das Virus übertrage sich in der neuen Omikron-Variante noch leichter. "Bitte nehmen Sie diese Beschränkungen sehr ernst. Zu Ihrem Schutz, zum Schutz Ihrer Familien. Zum Schutz von uns allen." Wer sich noch nicht habe impfen lassen, solle dies jetzt nachholen, wer bereits geimpft sei, solle sich rasch boostern lassen. "Jetzt kommt es auf Tempo an. Wir müssen schneller sein als das Virus", sagte Scholz. "Tun wir miteinander alles - aber auch wirklich alles - dafür, dass wir Corona im neuen Jahr endlich besiegen können."
Scholz räumte ein, dass die unterschiedlichen Meinungen und Einschätzungen zu Corona "oft anstrengend" seien. Es gebe aber keine Spaltung der Gesellschaft. Vielmehr beobachte er "eine riesige Solidarität", "überwältigende Hilfsbereitschaft" und "ein neues Zusammenrücken und Unterhaken". Ausdrücklich dankte Scholz allen, die sich "für unsere Gesundheit und unsere Sicherheit" einsetzen, ob in Krankenhäusern und auf Pflegestationen oder in Polizei und Bundeswehr.
Den aus seiner Sicht reibungslosen und "fast freundschaftlichen" Regierungswechsel wertete Scholz als "ein gutes Zeichen für die Stärke unserer Gesellschaft". Das vergangene Jahr habe viele Veränderungen mit sich gebracht. Eine "kleine Veränderung" sei: "Heute Abend richte ich als Bundeskanzler die Neujahrsansprache an Sie." Als seinen "großen Wunsch für 2022" äußerte Scholz: "Bleiben wir zusammen!"
"20er Jahre werden zu einem Jahrzehnt des Aufbruchs"
Die andere große Aufgabe neben Corona sei es, den Grundstein dafür zu legen, dass Deutschland weiter gut vorankomme, sagte Scholz. "Die 20er Jahre werden zu einem Jahrzehnt des Aufbruchs." Die Bundesregierung wolle den größten Umbau der deutschen Wirtschaft voranbringen. "Wir werden die großen Veränderungen unserer Zeit gemeinsam und miteinander meistern können. Wenn wir als Gemeinschaft zusammenhalten. Respekt, Anerkennung und gute Lebenschancen für alle sind die Voraussetzungen dafür", betonte Scholz.
Als modernes Industrieland werde Deutschland seine Klimaziele erreichen. "Und unsere Technologien gehören weiter zur Weltspitze." Deutschland habe alles, was es dafür brauche: gut ausgebildete Facharbeiterinnen und Facharbeiter, kluge Ingenieurinnen und Ingenieure, aktive Handwerksbetriebe und Unternehmen. Fortschritt für eine bessere Welt könne kein Land allein erreichen, sagte Scholz. Das gelinge nur, wenn die internationale Gemeinschaft zusammen daran arbeitet. Deutschland wolle seine nun beginnende Präsidentschaft in der Gruppe der G7-Staaten nutzen, damit dieser Staaten-Kreis zum Vorreiter werde. "Zum Vorreiter für klimaneutrales Wirtschaften und eine gerechte Welt."
Quelle: ntv.de, can/dpa/AFP