Weltweit neues Klimaziel Schweden nimmt Konsum-Emissionen ins Visier
07.04.2022, 16:49 Uhr
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg fordert, dass Länder auch ihre Emissionen im Ausland auf ihre Rechnung nehmen müssten.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Bis 2045 will Schweden einen negativen, globalen Klimafußabdruck vorweisen. Dazu sollen auch erstmals Emissionen beziffert werden, die Bürger durch ihren Konsum verursachen. Ein solches Umweltziel gilt als weltweit einzigartig.
Schweden könnte laut eigenen Angaben als erstes Land der Erde künftig auch die Verringerung der durch den Konsum entstehenden Emissionen in seine eigenen Klimaziele aufnehmen. Einen entsprechenden Vorschlag übergab der zuständige schwedische Umweltzielausschuss nun der Regierung in Stockholm. Bis zum Jahr 2045 soll Schwedens "globaler Klimaabdruck" negativ sein, wie die Ausschussvorsitzende Emma Nohrén sagte. Alle Parlamentsparteien stünden hinter den weltweit einzigartigen und ambitionierten Vorschlägen, erklärte Klima- und Umweltministerin Annika Strandhäll.
Bis wann die Pläne umgesetzt werden sollen, ist noch unklar. Ein negativer globaler Klimaabdruck des skandinavischen Landes soll mit Hilfe von drei Zielen erreicht werden: Dazu zählt das bereits festgelegte Ziel, die inländischen Emissionen bis 2045 auf Netto Null zu bringen. Hinzu sollen nach Vorschlag des Ausschusses zwei neue Ziele kommen, darunter eines für die klimatischen Auswirkungen des Konsums schwedischer Verbraucher - unabhängig davon, wo auf der Welt die entsprechenden Güter hergestellt wurden. Dazu können zum Beispiel IT-Produkte und Lebensmittel aus dem Ausland zählen. Gemäß dem Vorschlag soll auch dieser Ausstoß bis 2045 auf Netto Null verringert werden.
Auch Klimafolgen von Flügen abbilden
Dritter Faktor ist ein Ziel für den sogenannten Klimanutzen von Exporten, also die Vorteile, die schwedische Exporte durch ihren kleineren CO2-Abdruck im Vergleich zu vergleichbaren Produkten aus anderen Ländern haben. Als Beispiele dafür nannte Nohrén klimafreundlicheren Stahl, Forstprodukte und Strom. Ein Ziel ist nach Regierungsangaben auch, die Klimafolgen von Flügen und der Schifffahrt in die langfristigen Klimaziele aufzunehmen.
Der Ausschuss (Miljömålsberedningen) besteht aus Abgeordneten aller acht schwedischen Reichstagsparteien. Er war 2010 ins Leben gerufen worden, um Vorschläge auszuarbeiten, wie Schweden seine Klima- und Umweltziele erreichen kann. Klimaschützer wie die Schwedin Greta Thunberg fordern seit langem, dass Länder auch die Emissionen auf ihre eigene Rechnung nehmen müssen, für die sie im Ausland verantwortlich sind. 60 Prozent der Emissionen, die Schweden verursachen, entstehen nach Angaben der Zeitung "Dagens Nyheter" im Ausland und stammen aus dem Konsum.
Quelle: ntv.de, mau/dpa