"Hat nur Aiwanger genutzt" Seehofer und Huber kritisieren Söders Umgang mit Grünen
08.10.2025, 10:10 Uhr Artikel anhören
"Politisch kurzsichtig und damit falsch" sei die Ausgrenzung der Grünen durch Söder, sagt Ex-CSU-Chef Huber.
(Foto: picture alliance/dpa)
Markus Söder gerät in der CSU unter Druck. Zwei Ex-Parteichefs werfen ihm strategische Fehler vor, die Junge Union fordert sogar das Ende der Mütterrente. Söder reagiert mit deutlichen Worten.
Die früheren CSU-Parteichefs Horst Seehofer und Erwin Huber werfen ihrem Nachfolger Markus Söder eine falsche Strategie im Umgang mit den Grünen vor. Sie fordern eine Abkehr vom Kurs der harten Abgrenzung. "Das gehört zu den strategischen Fehlentscheidungen in den letzten sieben Jahren", sagte Seehofer dem "Stern". "Die gesamte grüne Bewegung zu diskreditieren, ist falsch."
"Der Koalitionswahlkampf 2023 in Bayern war ein Fehler und hat nur dem Trittbrettfahrer Aiwanger genutzt", sagte Erwin Huber demnach. "Angesichts des Ansturms von rechts müssen die demokratischen Parteien prinzipiell für eine Zusammenarbeit offen sein." Die Union müsse die Brandmauer zur AfD aufrechterhalten. Die Tür zu den Grünen hingegen dürfe nicht durch "populistisches Bashing" verschlossen bleiben. Vielmehr solle sie geöffnet werden, um in Bund und Land die Regierungsfähigkeit der CSU zu erhalten. "Eine 'grüne Brandmauer' ist deshalb politisch kurzsichtig und damit falsch", so Huber.
Die Kritik der beiden Ex-Parteichefs ist Teil von wachsendem Unmut in der CSU über den politischen Kurs von Markus Söder und dessen Schwerpunktsetzung. Auch Teile der jüngeren Parteimitglieder setzen sich nach Informationen des "Stern" mittlerweile von Söder ab. Am vergangenen Wochenende musste sich Söder auf einem Treffen der Jungen Union teils harte Kritik anhören. So forderte die Parteijugend die CSU-Spitze unter anderem per Antrag auf, das Projekt der Mütterrente zu stoppen. Auch an der Amtsführung von Söder selbst gab es Kritik. Ein Redner warnte vor einem "Christian-Lindner-Syndrom". Söder antwortete vor Ort ungehalten: "Ich reiße mir auf Deutsch den Arsch auf", sagte der Parteichef.
Söder hatte Seehofer 2018 als Ministerpräsidenten und 2019 als CSU-Vorsitzenden abgelöst. In den vergangenen Jahren griff Söder die Grünen wiederholt scharf an. Seit die CSU nach der Bundestagswahl vom Februar in die Regierung und die Grünen in die Opposition gewechselt waren, hatte Söder seine Attacken zurückgefahren. Huber hat wiederholt vor einer Anbiederung der CSU an die Freien Wähler - Söders Koalitionspartner in Bayern - gewarnt. Im September war Huber sogar Gast einer Klausurtagung der grünen Landtagsfraktion. In Bayern werden am 8. März kommenden Jahres Gemeinderäte und Bürgermeister neu gewählt.
Quelle: ntv.de, lwe/rts