Politik

Kämpfe in der Ukraine Separatisten erobern Vororte von Mariupol

Eine Explosion ist in einem Wohnhaus zu sehen, nachdem ein Panzer der russischen Armee in Mariupol geschossen hat.

Eine Explosion ist in einem Wohnhaus zu sehen, nachdem ein Panzer der russischen Armee in Mariupol geschossen hat.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die prorussischen Separatisten setzen ihren Vormarsch auf die eingeschlossene ukrainische Hafenstadt Mariupol fort. Laut dem ukrainischen Militär sollen einige Randbezirke bereits erobert sein. Auch andere Städte, insbesondere Kiew, werden angegriffen.

In der Ukraine haben prorussische Separatisten Teile der eingeschlossenen Hafenstadt Mariupol erorbert. Der Feind habe östlich gelegene Randbezirke erobert, teilte das ukrainische Militär mit. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium bereits die Einnahme mehrerer Stadtteile gemeldet. Mariupol am Asowschen Meer mit 400.000 Einwohnern wird seit Tagen belagert. Die humanitäre Lage spitzt sich dramatisch zu.

Für den heutigen Samstag war erneut ein Versuch geplant, Zivilisten aus Mariupol über einen humanitären Korridor ins 200 Kilometer entfernte Saporischschja zu bringen. Kiew hatte der russischen Armee in den vergangenen Tagen immer wieder die Verhinderung ähnlicher Evakuierungsversuche vorgeworfen. Am Freitag beschuldigte Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland zudem, die Lieferung von Essen, Wasser und Medizin nach Mariupol zu blockieren.

Druck auf Hauptstadt Kiew

Das russische Verteidigungsministerium sprach am 17. Tag des Krieges von Angriffen auf "breiter Front". "Die Besatzer haben nachts mit wahllosem, chaotischem Feuer Krankenhäuser und Internate beschossen", schrieb der Gouverneur des südukrainischen Gebiets Mykolajiw, Witalij Kim. Zwei Menschen seien verletzt worden. Die Angreifer hätten ihre Taktik geändert und versteckten sich in Dörfern zwischen Zivilgebäuden. "Jetzt gibt es keine Regeln mehr, wir werden hart gegen sie vorgehen", sagte Kim.

Mit Angriffen von mehreren Seiten erhöht die russische Armee auch den Druck auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Bei Luftangriffen im 40 Kilometer südlich gelegenen Wasylkiw wurde nach Angaben des Bürgermeisters der Flughafen zerstört, ein von Raketen getroffenes Öldepot stand demnach in Flammen. Vorstädte im Nordwesten Kiews werden seit Tagen von schweren Luftangriffen erschüttert. Inzwischen rücken russische Panzer zudem von Nordosten her immer rascher auf Kiew vor.

AFP-Reporter berichteten von dichten Rauchwolken über den nordöstlichen Vororten Kiews. Nach Angaben des Präsidentenberaters Mychailo Podoljak befindet sich Kiew im "Belagerungszustand". Sirenen warnten am Morgen auch in den Großstädten Odessa, Dnipro und Charkiw vor Luftangriffen. In der Schwarzmeer-Hafenstadt Mykolajiw beschoss die russische Armee mehrere Krankenhäuser, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Getroffen wurden unter anderem eine Tagesklinik für Krebspatienten und eine Augenklinik.

Video-Appell von Selenskyj

Die umkämpfte Kleinstadt Isjum im Gebiet Charkiw an der Grenze zum Donezker Gebiet soll laut ukrainischen Angaben derweil bereits etwa zur Hälfte unter russischer Kontrolle stehen. Der Feind habe sich im nördlichen Teil der Stadt verschanzt. Das ließe sich nicht überprüfen. Rund um die eroberte Stadt Wolnowacha im Donbass versuchten die russischen Truppen laut Kiewer Angaben, eine Offensive zu starten. Harte Kämpfe habe es zudem um die Ortschaft Rubischne im Luhansker Gebiet in der Ostukraine gegeben.

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Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnte angesichts der humanitären Krise in der Ukraine vor einer "unvorstellbaren Tragödie". "Belagerungen sind eine mittelalterliche Praxis, die im modernen Kriegsrecht aus guten Gründen geächtet ist", betonte der MSF-Experte Stephen Cornish.

Selenskyj richtete einen Video-Appell an die Mütter russischer Soldaten. "Schicken Sie Ihre Kinder nicht in den Krieg in einem fremden Land", sagte er. "Die Ukraine hat diesen schrecklichen Krieg nie gewollt." Sein Land werde sich aber verteidigen. Selenskyj zufolge wurden seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 12.000 russische Soldaten getötet. Moskau hatte in der vergangenen Woche von knapp 500 getöteten Soldaten gesprochen. Die USA gehen von 2000 bis 4000 Toten auf russischer Seite aus.

Quelle: ntv.de, jki/dpa/AFP

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