Bundeswehr aus dem Sudan zurück "Sie standen bereit, als es darauf ankam"
28.04.2023, 19:22 Uhr Artikel anhören
Verteidigungsminister Pistorius und Außenamtschefin Baerbock würdigten, dass die Soldaten mit ihrem Einsatz Leben gerettet hätten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Innerhalb weniger Tage fliegt die Bundeswehr Hunderte Menschen aus dem umkämpften Sudan. Nur knapp jeder dritte ist deutscher Staatsbürger. Die internationalen Partner seien voll des Dankes für den Einsatz, lässt Kanzler Scholz ausrichten. Die Minister Pistorius und Baerbock begrüßen die Soldaten zurück in der Heimat.
Die Bundesregierung hat Hunderte Bundeswehr-Soldaten bei ihrer Rückkehr aus dem Sudan mit Anerkennung und Erleichterung wieder in Deutschland begrüßt. "Sie haben mehr als 700 Menschen das Leben gerettet", sagte Außenministerin Annalena Baerbock auf dem Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf und nutzt eine Formulierung, die sie bereits bei früheren Aussagen zum Einsatz verwendet hatte. Der Einsatz sei "in jeder Hinsicht ein voller Erfolg" gewesen, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. An der Würdigung des Einsatzes nahmen neben den beiden Ministern auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete teil.
"Sie alle haben zehn Tage lang Großartiges geleistet", sagte der SPD-Politiker weiter. "Sie standen bereit, als es darauf ankam. Die Bundeswehr ist ihrer Verantwortung gerecht geworden." Baerbock sagte: "Wir sind alle mehr als erleichtert, dass alle heil zurückgekommen sind." Sie dankte den Beteiligten dafür, "dass Sie mit ihrem mutigen und professionellen Einsatz Menschenleben gerettet haben".
Die rund 400 Soldaten der "Hauptstreitkräfte" des Evakuierungsverbands waren am Nachmittag an Bord von vier Transportflugzeugen vom Typ A400M in Wunstorf gelandet. Sie kamen aus Jordanien, von wo aus die Bundeswehr den Einsatz im Sudan zur Evakuierung von Ausländern aus dem Konfliktland organisiert hatte.
Bundeskanzler Olaf Scholz sprach allen Beteiligten seine "große Anerkennung für diese herausragende Leistung und den entschlossenen Einsatz für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes" aus. "Auch unsere internationalen Partner sind voll des Dankes und des Lobes für den Einsatz", heißt es in einer Erklärung des Regierungschefs weiter. Seit dem Wochenende habe die Bundeswehr "in einem herausfordernden und gefährlichen Einsatz deutsche Staatsangehörige sowie Angehörige unserer Partnerländer auf dem Luftweg aus dem Sudan evakuiert".
1000 Soldaten im Einsatz
Vom 23. bis 26. April hatte die Bundeswehr in enger Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und der Bundespolizei mehr als 700 Menschen aus über 40 Nationen aus dem von Kämpfen erschütterten Sudan ausgeflogen. Unter den Evakuierten befanden sich nach Bundeswehrangaben mehr als 200 Deutsche. Im Einsatz waren dabei insgesamt rund 1000 Bundeswehrsoldaten. Die aus dem Sudan flüchtenden Menschen wurden dabei zunächst nach Jordanien gebracht, wo die Bundeswehr für den Fall einer Eskalation der Lage zusätzliche Soldaten stationiert hatte.
Die Deutschen, die noch vor Ort in Sudan seien, würden über das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts unterstützt, um gegebenenfalls die weiterhin bestehenden Möglichkeiten zur Ausreise nutzen zu können, erklärte Scholz weiter. Baerbock bezifferte die Zahl der im Sudan verbliebenen Deutschen auf etwa 100. Viele von ihnen lebten in Gebieten, die nicht von den Kämpfen betroffen seien.
Der Empfang fand auf dem Stützpunkt statt, auf dem die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer Ende August 2021 die Bundeswehr-Soldaten gewürdigt hatte, die in knapp zwei Wochen mehr als 5000 Menschen die Ausreise aus Kabul ermöglicht hatten. Nach der Zeremonie hatte eine sichtlich gerührte Ministerin den Einsatzbefehlshaber Brigadegeneral Jens Arlt umarmt.
Nach der unerwarteten Machtübernahme durch die Taliban hatten Streitkräfte der Afghanistan-Allianz unter Führung der USA gut 100.000 Menschen ausgeflogen. Der Einsatz war damals nach einem Selbstmordanschlag vor einem der Tore des Airports abgebrochen worden. Mehr als 180 Menschen - darunter 13 US-Soldaten - fanden bei dem Anschlag den Tod. Erst Anfang der Woche hatten die USA mitgeteilt, dass die Taliban im April den mutmaßlichen Drahtzieher des Angriffs getötet hatten.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP