"Laschet derzeit unterbewertet" Söder huldigt Merkels Flüchtlingspolitik
24.08.2021, 21:10 Uhr
Will sich voll und ganz auf Bayern konzentrieren: Markus Söder in Unterschleißheim.
(Foto: picture alliance/dpa)
Zum Wahlkampfauftakt der CSU verwöhnt Söder Kanzlerin Merkel mit einem dicken Lob. Er preist sogar ihre Flüchtlingspolitik, deren scharfer Gegner er früher einmal war. Dass er gegen den Unions-Kanzlerkandidaten stänkere, sei ein Hirngespinst. Laschet werde in Umfragen "unterbewertet".
CSU-Chef Markus Söder hat erneut die politische Arbeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel gelobt. "Angela Merkel hatte den richtigen Kompass", sagte er am Abend beim offiziellen Wahlkampfauftakt der CSU in Unterschleißheim bei München. Merkel sei es in ihrer 16-jährigen Amtszeit immer wieder gelungen, richtig auf Krisen zu reagieren, die Deutschland aus dem Ausland erreicht hätten. Als Beispiele nannte Söder die Corona-Krise, die Finanzkrise und auch ausdrücklich die Fluchtkrise.
Die CSU hatte 2015 unter ihrem damaligen Parteichef Horst Seehofer Merkels Asylpolitik massiv moniert und später zwischenzeitlich sogar den Bruch der Unionsgemeinschaft riskiert. Auch Söder hatte damals Merkels Politik heftig kritisiert, dies aber später dann als Fehler eingeräumt.
"Eine Ära geht zu Ende, aber nicht die Geschichte der Union", betonte Söder. Es stehe auch nach Merkel eine neue Generation von Politikern bereit, die genauso viel Lust und Wille habe, Deutschland zu gestalten und zu regieren. Merkel tritt bei der Bundestagswahl am 26. September nicht mehr an. Zugleich musste die Union am Vormittag bei einer Forsa-Umfrage von RTL und ntv einen Tiefpunkt verkraften.
SPD überholt Union
Zum ersten Mal seit 15 Jahren überholte die SPD in der wöchentlichen Umfrage des Instituts die Union. Die Sozialdemokraten kommen in der Erhebung auf 23 Prozent und legen damit im Vergleich zur Vorwoche um zwei Punkte zu, während CDU/CSU um einen Punkt auf 22 Prozent absacken. Die SPD lag zuletzt im Oktober 2006 in einer Forsa-Umfrage vor der Union.
Merkel riet der Union dazu, sich von den Zahlen nicht vom Kampf ums Kanzleramt abbringen zu lassen. "Wir kämpfen", die Partei kämpfe, sagte Merkel am Abend nach dem G7-Gipfel zu Afghanistan auf eine Reporterfrage. "Wir werden uns jeden Tag dafür einsetzen, dass wir ein gutes Wahlergebnis einfahren und nicht jeden Tag auf die Umfragen schauen. Zum Schluss zählen die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger in der Wahlbox." Die aktuellen Probleme wie die Pandemie, und "jetzt dieses sehr, sehr bittere Thema Afghanistan, die werden von der Regierung so bearbeitet und so gestaltet, dass es möglichst gut für die Menschen in unserem Land ist", versicherte Merkel.
"Keine Ambitionen mehr auf die Kanzlerkandidatur"
Söder verneinte weitere Ambitionen auf eine Kanzlerkandidatur - weder aktuell noch in vier Jahren. "Ich habe einmal ein Angebot gemacht, ein zweites Mal bringt überhaupt nix", sagte der bayerische Ministerpräsident dem Sender münchen.tv. Er konzentriere sich jetzt voll und ganz auf Bayern.
Söder wies erneut den Vorwurf zurück, Laschet durch gezielte Sticheleien bewusst schwächen zu wollen. "Ich will, dass wir als CSU erfolgreich sind und Armin Laschet zum Kanzler machen können." Sobald er auch nur einen "Hauch" von eigenständigen CSU-Positionen äußere, werde er zum Kritiker gemacht. Die jüngste Debatte um einen Wechsel des Unionskanzlerkandidaten sei nur ein Hirngespinst.
Unionskanzlerkandidat Laschet komme zudem in der öffentlichen Debatte zu Unrecht sehr schlecht weg. "Ich glaube, dass er deutlich unterbewertet wird", sagte Söder dem Sender. "Diese ganzen kleinen Dinge", die jetzt in der Debatte eine Rolle spielten, würden seine Qualitäten in den Hintergrund drängen, die er auch als Regierungschef in Nordrhein-Westfalen schon unter Beweis gestellt habe. "Er ist schon ein sehr, sehr guter Politiker." Für die Union gehe es angesichts der schlechten Umfragewerte allerdings nicht mehr um die Frage, mit wem sie regieren wolle, sondern nur noch um die Frage, ob sie überhaupt noch regieren könne, analysierte Söder weiter.
Quelle: ntv.de, mau/dpa