Markus Söder bei Maischberger "Das Risiko ist, dass es Blackouts gibt"
09.09.2022, 09:07 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Markus Söder will AKWs am Netz lassen, wenn auch nicht mehr für ewig.
(Foto: WDR/Oliver Ziebe)
Bayerns Ministerpräsident Söder kritisiert die Entscheidung von Wirtschaftsminister Habeck, zwei Atomkraftwerke als Reserve am Netz zu lassen. Sie sei falsch, nicht nachvollziehbar und in der Praxis nicht umzusetzen, sagt der CSU-Chef in der ARD-Talkshow "Maischberger".
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat sich erneut für eine Laufzeitverlängerung der drei noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke ausgesprochen. Man sehe jetzt, dass die "Abhängigmachung" von Russland nicht wirklich funktioniere. Die Deutschen zahlten jetzt mehr als vorher. "Putin veräppelt uns ja geradezu, indem er zwar mehr Geld kassiert, aber das Gas, das eigentlich für Deutschland bestimmt ist, in die Atmosphäre verfeuert - ein echter Hohn uns gegenüber." In dieser Krise müsse man sich fragen, ob man wirklich riskieren könne, auf Strom für zehn Millionen Haushalte zu verzichten.
Die Entscheidung von Wirtschaftsminister Robert Habeck, ab Januar 2023 nur noch zwei Kernkraftwerke als Reserve laufen zu lassen, sei "falsch, nicht nachvollziehbar und in der Praxis nicht umzusetzen", so der CSU-Politiker am Mittwochabend in der ARD-Sendung "Maischberger". Auch die europäischen Partner hätten die deutsche Regierung gebeten, die AKW am Netz zu lassen.
Habeck hatte sich bei seiner Entscheidung auf einen Strom-Stresstest berufen, der prüfen sollte, ob das Stromnetz in allen deutschen Regionen im Falle eines harten Winters und einer Gasmangellage zusammenbrechen könnte. Der Stresstest sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die beiden Atomkraftwerke in Bayern und Baden-Württemberg für die Netzstabilität in Süddeutschland einen Unterschied machen könnten, aber nur bis April 2023. Die beiden Kraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim sollen nun bis zu diesem Zeitpunkt in Reserve gelassen werden. Darauf hätten sich die Experten im Wirtschaftsministerium und die Netzbetreiber geeinigt.
"Müssen zu anderen Energieformen kommen"
Inzwischen hat sich jedoch der Betreiber des AKW Isar 2, Preussen Elektra, mit einem Brief an Habeck gewandt. Darin teilt die EON-Tochter mit, eine Einsatzreserve sei technisch nicht möglich. Habeck zeigte sich am Mittwoch irritiert. Die Entscheidung, ob die beiden Kernkraftwerke zusätzlich benötigt würden, müsse nur einmal getroffen werden, das sei offensichtlich an den zuständigen Technikern vorbeigegangen. Am Montagabend hatte Habeck bei der Vorstellung des Konzepts allerdings erklärt, die Kraftwerke sollten im Falle einer Stromknappheit wieder hochgefahren werden. Von einer einmaligen Entscheidung war nicht die Rede. Ein Gespräch soll nun eine Lösung bringen.
Söder sprach sich bei Maischberger weiter für eine begrenzte Laufzeit der noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke aus. "Ich teile die Auffassung, dass das nicht ewig gehen kann. Ich teile auch die Auffassung, dass wir dann zu anderen Energieformen kommen müssen", so der Politiker. In der Diskussion gehe es um eine Risikoabwägung. "Das Risiko ist doch jetzt, dass das Netz zusammenbricht, dass es Blackouts gibt und dass wir neben einem Wärmeproblem ein jetzt schon veritables Stromproblem vergrößern." Im Vergleich dazu sei weniger riskant, den Betrieb der Kraftwerke, die seit Jahren erfolgreich und sicher liefen, zu verlängern, so Bayerns Ministerpräsident.
Wäre Söder jetzt Kanzler, "dann würde ich die Atomkraft verlängern", erklärte er. Außerdem müssten die LNG-Terminals schneller gebaut und Wasserstoffnetze in den Süden geplant werden. Gleichzeitig sprach sich Söder für eine Senkung der Mehrwertsteuer und einen Rettungsschirm für den Mittelstand aus. Einen solchen Rettungsschirm hatte am Dienstagabend in der gleichen Sendung auch Wirtschaftsminister Habeck versucht, ins Gespräch zu bringen.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 08. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de