Umfrage zum Ukraine-Krieg Soll die Ukraine verhandeln? Deutsche gespalten
19.03.2024, 12:57 Uhr Artikel anhören
Nach einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Schwarzmeermetropole Odessa.
(Foto: IMAGO/Ukrinform)
Die Ukraine will mit Russland nicht über einen Frieden verhandeln, solange der Aggressor weite Teile des Landes besetzt hält. Knapp die Hälfte der Deutschen unterstützt diese Haltung, die andere Hälfte findet dies falsch.
Ist der russische Präsident zu Verhandlungen bereit? Nach seinem Wahlsieg tat Wladimir Putin so, auch wenn er deutlich machte, dass er damit Verhandlungen zu seinen Bedingungen meint - und dass die Ukraine als Verhandlungspartner nicht infrage kommt. Vor der Wahl hatte er noch erklärt, es wäre angesichts der ukrainischen Munitionsknappheit "lächerlich", jetzt mit Verhandlungen anzufangen.
Auch die Ukraine weist Forderungen nach "Verhandlungen" mit Russland regelmäßig zurück. "Wir haben im März 2022 mit Russland verhandelt", sagte der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev im Interview mit ntv.de. "Und dann haben wir gesehen, was sie in Butscha gemacht haben. Wir können die Menschen in Donezk, in Mariupol, in Melitopol nicht aufgeben." Es sei kaum vorstellbar, was in den von Russland besetzten Gebieten passiere. "In den befreiten Gebieten untersucht unsere Generalstaatsanwaltschaft heute 100.000 Kriegsverbrechen", so Makeiev.
Die Deutschen sind in der Frage gespalten, ob die Ukraine nur dann mit Russland Friedensverhandlungen führen sollte, wenn der Kreml vorher die besetzten Gebiete zurückgibt. 45 Prozent der Bundesbürger meinen, dass die Ukraine bei dieser Haltung bleiben sollte. Mit 46 Prozent sind fast ebenso viele der Meinung, die Ukraine solle zu Friedensverhandlungen bereit sein, auch wenn Russland noch weite Teile der Ukraine besetzt hält.
In dieser Frage zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen und zwischen den Anhängern der unterschiedlichen Parteien. Während 47 Prozent der Westdeutschen meinen, die Ukraine solle nur Friedensverhandlungen führen, wenn Russland die besetzten Gebiete zurückgibt, teilt nur ein Drittel der Ostdeutschen diese Meinung.
Dass die Ukraine bei ihrer Haltung bleiben solle, meint jeweils eine Mehrheit der Anhänger von FDP, Grünen und CDU/CSU. Von den Anhängern der AfD und des BSW meint dagegen eine große Mehrheit, die Ukraine solle ohne Vorbedingungen mit Russland über einen Frieden verhandeln. Die SPD-Anhänger wiederum sind in dieser Frage - wie die Bevölkerung insgesamt - in zwei Lager gespalten.
Eindeutiger entscheiden die Deutschen in der Frage, ob die Bundesrepublik der Ukraine Taurus-Marschflugkörper liefern soll. Dafür sind nur 28 Prozent, dagegen sind 66 Prozent - das ist noch deutlicher als im Februar. Damals waren 35 Prozent für die Lieferung und 56 Prozent dagegen.
Nur Grünen-Anhänger mehrheitlich für Taurus-Lieferung
Für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern plädieren mehrheitlich weiterhin nur die Anhänger der Grünen (56 Prozent). Eine Mehrheit der FDP-Anhänger (54 Prozent), der SPD-Anhänger (70 Prozent) und der Anhänger der Unionsparteien (60 Prozent) lehnt eine Lieferung ab. Am deutlichsten sprechen sich die Anhänger der AfD (84 Prozent) und des BSW (91 Prozent) gegen eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern aus.
Die Umfrage zeigt zudem, dass nur eine Minderheit von 14 Prozent der Deutschen glaubt, dass es beim Streit um den Taurus in erster Linie darum geht, was der Ukraine am besten hilft. Drei Viertel (76 Prozent) der Deutschen - eine große Mehrheit in Ost und West sowie in allen politischen Lagern - meinen dagegen, dass bei diesem Streit eher innenpolitische und parteitaktische Überlegungen im Vordergrund stehen.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 15. und 18. März erhoben. Datenbasis: 1002 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de, hvo