Politik

Ruf nach mehr Recht und OrdnungSpahns "Ahnungslosigkeit" sorgt für Kritik

05.04.2018, 17:22 Uhr
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Gesundheitsminister Spahn kritisiert eine Schieflage von Recht und Ordnung in Deutschland. (Foto: dpa)

Als Minister ist Spahn für das Gesundheitsressort zuständig - doch seinen Verantwortungsbereich fasst der CDU-Politiker ziemlich weit. Mit einer Forderung nach mehr "Recht und Ordnung" erntet er allerdings heftige Kritik und Spott.

Mit seiner Forderung nach mehr "Recht und Ordnung" in Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Kritik provoziert. "Es ist nicht nachvollziehbar, wenn Bundespolitiker eine Schieflage von Recht und Ordnung anprangern, wo sie es eigentlich mit in der Hand haben, diese Missstände seit Jahren zu verändern", sagte der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP, Oliver Malchow. An bestimmten kriminellen Brennpunkten sei eine massive Polizeipräsenz nötig, es fehle aber an Personal.

Spahn hatte in der "Neuen Zürcher Zeitung" beklagt, der Staat habe in den vergangenen Jahren nicht mehr ausreichend für "Recht und Ordnung" sorgen können. "Schauen Sie sich doch Arbeiterviertel in Essen, Duisburg oder Berlin an. Da entsteht der Eindruck, dass der Staat gar nicht mehr willens oder in der Lage sei, Recht durchzusetzen", sagte der CDU-Politiker.

Grüne und Linke warfen Spahn vor, seine eigentlichen Aufgaben zu vernachlässigen. Vom Gesundheitsminister erwarte er, "dass er die Missstände in seinem Verantwortungsbereich anpackt und nicht täglich eine neue Sau durchs Dorf treibt oder sich als Grenzposten profiliert", so der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken im Bundestag, Jan Korte. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt kritisierte, um die Aufgaben eines Ministers für Gesundheit und Pflege kümmere sich gerade keiner. "Der sollte, redet über Grenzen und so."

Grünen-Chefin Annalena Baerbock sagte, Spahns Äußerungen zeigten, "wie unernst der angeblich neue pro-europäische Kurs der Bundesregierung gemeint war". Der CDU-Politiker hatte auch Ungarns rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban für den Schutz der europäischen Außengrenze gelobt. Orban bange um seine Macht, sagte Baerbock, "und sofort ist Rechtsausleger Jens Spahn zur Stelle und leistet Wahlkampfhilfe. Dabei tritt Orban in Ungarn europäische Grundrechte mit Füßen."

FDP-Chef Christian Lindner gab zu Bedenken: "Spahn sorgt sich um 'Recht und Ordnung'. Ich sorge mich um seine Erinnerung" – schließlich stelle die Union seit 2005 den Bundesinnenminister.

"Unverschämt und Unwahr"

Verärgert über Spahn zeigte sich auch Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. Der SPD-Politiker warf Spahn "Pauschalurteile" und "Ahnungslosigkeit" vor. Auch würdige der Minister die Arbeit von vielen Menschen vor Ort herab, sagte Link laut einer Mitteilung. "Ich finde es ist unverschämt und unwahr, der Polizei zu unterstellen, in bestimmte Viertel nicht mehr zu gehen. Das Gegenteil ist der Fall", erklärte Link.

Unterstützung bekam Spahn dagegen aus den Reihen von CDU und CSU. In Bundesländern, in denen die SPD regiere oder lange regiert habe, gebe es "erheblichen Nachholbedarf" bei der Polizei, sagte CDU-Innenpolitiker Stephan Harbarth. "So ist etwa in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die Polizeidichte ganz besonders gering." Dagegen gebe es "in vielen unionsgeführten Ländern und gerade in Bayern" eine niedrige Kriminalitätsbelastung und hohe Aufklärungsquoten.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte der "Bild": "In manchen Bundesländern kann man den Eindruck bekommen, dass linke Chaoten eher geschützt als bestraft werden." Wenn die Polizei in manchen Bundesländern nur mangelnden politischen Rückhalt genieße, "gibt der Staat einen Hebel zur Rechtsdurchsetzung aus der Hand."

Quelle: jgu/dpa

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