Politik

"Wir brauchen Waffenstillstand" Stoltenberg: Ukraine könnte Gebiete an Russland zeitweise abtreten

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Stoltenberg sieht einen Waffenstillstand nicht als realistisch in naher Zukunft.

Stoltenberg sieht einen Waffenstillstand nicht als realistisch in naher Zukunft.

(Foto: picture alliance/photothek.de/Florian Gaertner)

Russland besetzt rund 20 Prozent der Ukraine. Die will die Gebiete zurück, zweifelt aber verstärkt, dass dies aktuell gelingt. Präsident Selenskyj befürchtet, dass sie zeitweise verloren gegeben werden müssen. Ex-NATO-Chef Stoltenberg springt ihm bei, bringt im Gegenzug aber einen NATO-Beitritt ins Spiel.

Der frühere NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hält vorübergehende Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland für eine Option, um ein schnelles Ende des Krieges zu erreichen. "Wenn die Waffenstillstandslinie bedeutet, dass Russland weiterhin alle besetzten Gebiete kontrolliert, heißt das nicht, dass die Ukraine das Gebiet für immer aufgeben muss", sagt der künftige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz dem Portal "Table.Briefings".

Wichtig sei, dass die Regierung in Kiew im Gegenzug für vorübergehende Gebietsabtretungen Sicherheitsgarantien erhalte, sagte der Norweger. Das könnte die NATO-Mitgliedschaft sein, es gebe aber auch "andere Möglichkeiten, die Ukrainer zu bewaffnen und zu unterstützen".

Stoltenberg unterstützt Selenskyjs Forderung, bei einem Waffenstillstand keine Gebiete an Russland abzutreten, hält dies aber mit Blick auf die militärische Lage in der Ukraine derzeit für wenig wahrscheinlich: "Wir brauchen eine Waffenstillstandslinie, und natürlich sollte diese Linie idealerweise alle Gebiete einschließen, die Russland derzeit kontrolliert. Wir sehen aber, dass das in naher Zukunft nicht unbedingt realistisch ist", sagt der ehemalige NATO-Generalsekretär.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte am Freitag von den westlichen Verbündeten NATO-Schutz für die von Kiew kontrollierten Teile des Landes - und signalisierte Bereitschaft, mit der Rückerlangung der russischen besetzten Gebiete zu warten. "Wenn wir die heiße Phase des Krieges beenden wollen, sollten wir das Gebiet der Ukraine, das wir kontrollieren, unter einen NATO-Schutzschirm stellen", so Selenskyj im britischen Fernsehsender "Sky News". "Das muss schnell passieren und dann kann die Ukraine die übrigen Teile ihres Territoriums auf diplomatische Art und Weise zurückerlangen", fügte der ukrainische Präsident hinzu.

Am 19. November hatte Selenskyj die Zukunft seines Landes mit der des russischen Präsidenten Wladimir Putin verknüpft und erstmals eingeräumt, dass sein Land "vielleicht" eine Zeit lang den Verlust von Gebieten akzeptieren müsse, die von Russland besetzt sind. "Vielleicht muss die Ukraine jemanden in Moskau überleben, um alle ihre Ziele zu erreichen", sagte Selenskyj, "vielleicht um die Gesamtheit des Staates wiederherzustellen".

Quelle: ntv.de, mpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen