Politik

Nach enthüllendem Fake-Anruf Strafermittlungen gegen Nawalny-Vertraute

Am Montag war Sobol (l.) festgenommen worden.

Am Montag war Sobol (l.) festgenommen worden.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

Der enthüllende Fake-Anruf von Kreml-Kritiker Nawalny bei einem seiner mutmaßlichen Attentäter hat nun Folgen für eine Vertraute: Sobol steht im Visier der russischen Behörden. Ihr wird unter anderem "Gewaltandrohung" vorgeworfen.

Nach dem Fake-Anruf von Alexej Nawalny bei einem seiner mutmaßlichen Attentäter haben die russischen Behörden Strafermittlungen gegen eine Vertraute des Kreml-Kritikers eingeleitet. Wie Nawalnys Mitstreiter Iwan Schdanow auf Twitter mitteilte, wird Ljubow Sobol "Hausfriedensbruch" und "Gewaltandrohung" vorgeworfen. Ihre Wohnung sei von der Polizei durchsucht worden, außerdem sei sie zur Befragung mitgenommen worden, teilte das Team des Regierungskritikers mit. Sobol hatte am Montag versucht, den FSB-Agenten in seiner Wohnung aufzusuchen, der in dem Telefonat eingeräumt hatte, an dem Giftanschlag auf Nawalny beteiligt gewesen zu sein.

Ihr drohe bei Hausfriedensbruch im schlimmsten Fall eine Haftstrafe. Das Ermittlungskomitee wirft Sobol demnach vor, mehrfach mit anderen Personen versucht zu haben, die Wohnung einer älteren Frau mit der Uniform der Verbraucherschutzbehörden betreten zu wollen. Wenig später habe sie vorgetäuscht, eine "verlassene Ehefrau mit Kleinkind" zu sein. So sei Sobol in das Haus gelangt und habe die Wohnung der Frau "gestürmt" und in allen Räumen mit ihrem Handy gefilmt.

"Es wird einfach dreist ein Strafverfahren fabriziert"

Nawalny kritisierte das Vorgehen der Polizei scharf. "Das ist kein Staat, das ist eine kriminelle Gruppe", sagte er. "Es wird einfach dreist ein Strafverfahren fabriziert." Die gesamte Ausrüstung in Sobols Wohnung sei von den Sicherheitskräften beschlagnahmt worden, selbst das Handy der sieben Jahre alten Tochter, schrieb Nawalny. Das Mädchen und der Ehemann hätten die Wohnung verlassen dürfen.

In dem am Montag von Nawalny veröffentlichten 45-minütigen Telefonat, in dem sich der 44-Jährige als Vertreter des russischen Sicherheitsrats ausgab, räumte der mutmaßliche FSB-Agent Konstantin Kudrjawzew den Anschlag ein. In der Aufnahme berichtete Kudrjawzew, das Gift sei an der Innenseite von Nawalnys Unterhose angebracht gewesen.

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Nawalny war im August während eines innerrussischen Fluges zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde er im Koma liegend zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht. Nach Angaben von drei europäischen Laboren, deren Ergebnisse von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt wurden, wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte heute der Agentur Interfax zufolge: "Wir lesen keine medizinischen Veröffentlichungen." Russland warte weiterhin auf Beweise. Der Kreml hatte mehrfach eine Verwicklung in dem Fall zurückgewiesen.

Sobol war am Montag festgenommen worden, als sie vergeblich an der Tür von Kudrjawzews Wohnung am Moskauer Stadtrand klingelte. Nach einigen Stunden in Polizeigewahrsam wurde sie wieder freigelassen.

Quelle: ntv.de, ara/AFP/dpa

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