Politik

Das erste Mal seit 2015 Süd- und Nordkorea lassen Familientreffen zu

Auch diese beiden Brüder wurden im Koreakrieg voneinander getrennt.

Auch diese beiden Brüder wurden im Koreakrieg voneinander getrennt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Während des Korea-Krieges werden Millionen Menschen von ihren Angehörigen getrennt. Nur ein Bruchteil von ihnen lebt heute noch. Nach drei Jahren Unterbrechung soll für einige wenige jetzt ein Wiedersehen ermöglicht werden - wenn auch nur kurz.

Zum ersten Mal seit fast drei Jahren wollen Süd- und Nordkorea wieder Begegnungen zwischen Familien organisieren, die der Bruderkrieg von 1950 bis 1953 auseinandergerissen hat. Die neuen kurzfristigen Familientreffen sollen vom 20. bis zum 26. August in einem Feriengebiet am Kumgang-Gebirge an der nordkoreanischen Ostküste stattfinden, wie das Vereinigungsministerium in Seoul mitteilte. Jeweils 100 Menschen aus beiden Ländern sollen dann Verwandte wiedersehen oder überhaupt zum ersten Mal treffen können.

Das letzte organisierte Familientreffen fand im Oktober 2015 statt.

Das letzte organisierte Familientreffen fand im Oktober 2015 statt.

(Foto: REUTERS)

Mit der Vereinbarung setzen beide Länder ihre seit Anfang des Jahres betriebene Annäherung fort. Auf die Bedingungen für die neuen Familientreffen hatten sich Unterhändler beider Seiten bei Gesprächen über humanitäre Fragen in einem Hotel am Kumgang-Gebirge geeinigt. Unklar ist, ob der Norden an seinen Vorbedingungen festhielt. So verlangte die Führung in Pjöngjang bisher die Auslieferung von zwölf Nordkoreanerinnen, die sich 2016 über China nach Südkorea abgesetzt hatten. Noch im Mai drang das nordkoreanische Rote Kreuz in Südkorea auf eine Rückführung der Frauen.

Mit den aktuellen Gesprächen wurde zugleich ein Punkt der gemeinsamen Erklärung des Gipfeltreffens zwischen dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un im April umgesetzt. Seit dem Gipfel hatten sich Militärvertreter beider Staaten bereits darauf geeinigt, die militärischen Kommunikationskanäle wiederherzustellen. Außerdem hatte es eine Einigung über den weiteren Austausch im Sportbereich gegeben.

Die Familien-Wiedersehen sind höchst emotional, weil die meisten Teilnehmer sehr alt sind. Für die Bewerber solcher Treffen ist es in den meisten Fällen die letzte Gelegenheit, vor ihrem Tod noch einmal ihre Verwandten aus dem anderen Teil der koreanischen Halbinsel zu sehen. Bis heute ist für sie und andere Betroffene in der Regel kein Kontakt über die abgeriegelte Grenze hinweg per Brief, E-Mail oder Telefon möglich. Zuletzt fanden solche Familientreffen im Oktober 2015 statt. Damals nahmen die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel nach Raketen- und Atomtests des Nordens wieder zu.

Losverfahren entscheidet über Teilnahme

Während des Korea-Kriegs von 1950 bis 1953 waren Millionen Menschen von ihren Angehörigen getrennt worden. Nach Angaben des südkoreanischen Roten Kreuzes leben von ihnen heute noch rund 57.000, der Großteil ist schon um die 80 oder 90 Jahre alt. Die Begegnungen hatten im Jahr 2000 begonnen und sollten ursprünglich jährlich stattfinden. Bis zur Unterbrechung 2015 wurden die Treffen aber immer seltener.

Dagegen bekamen demnach seit 2000 knapp 24.000 Koreaner beider Seiten die Gelegenheit, ihre Verwandten zu sehen oder mit ihnen über Video-Konferenzen in Verbindung zu treten. Frühere Zusammenkünfte wurden oft im Fernsehen übertragen. Da die Familien nur vorübergehend zusammengeführt werden, endeten die Begegnungen oft tränenreich.

In Südkorea entscheidet in der Regel ein Losverfahren darüber, wer von den Bewerbern daran teilnehmen kann. Es wird angenommen, dass die Teilnehmer in Nordkorea danach ausgewählt werden, ob sie loyal zur kommunistischen Führung stehen. Seoul hofft seit langem, dass regelmäßige Familientreffen ermöglicht werden. Beide Seiten führten weitere Gespräche auf Arbeitsebene und zwischen den Rotkreuz-Verbänden, um über "humanitäre Fragen einschließlich der Zusammenführung von getrennten Familien" zu diskutieren, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Bei dem Gipfeltreffen im April hatte Nordkoreas Machthaber zudem zugesagt, zur Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel mit Südkorea zusammenzuarbeiten. Hintergrund ist der Streit über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm. Auch bei einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump in der vergangenen Woche in Singapur bekräftigte Kim seine Bereitschaft zur Abrüstung. Allerdings gab es keine konkreten Angaben darüber, wie und bis wann das passieren soll.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP/rts

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