Haft oder Todesstrafe drohen Südkoreas entmachteter Präsident vor Gericht
20.02.2025, 13:12 Uhr Artikel anhören
Yoon Suk Yeol nimmt an der zehnten Anhörung seines Amtsenthebungsverfahrens wegen der Verhängung des Kriegsrechts vor dem Verfassungsgericht in Seoul teil.
(Foto: dpa)
Der Gerichtssaal ist vollbesetzt: In Seoul muss sich der entmachtete Präsident Yoon Suk Yeol wegen der Ausrufung des Kriegsrechts vor Gericht verantworten. Seine Anwälte verurteilen die "illegale Untersuchung", die bei einer Verurteilung für ihren Mandanten schlecht ausgehen könnte.
In Südkorea hat der Strafprozess gegen den entmachteten Präsidenten Yoon Suk Yeol wegen dessen Ausrufung des Kriegsrechts begonnen. Yoon nahm an der Anhörung im zentralen Bezirksgericht von Seoul teil, äußerte sich selbst jedoch nicht. Yoon ist wegen "Aufruhrs" angeklagt, die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dessen Rädelsführer zu sein. Im Falle einer Verurteilung droht dem 64-Jährigen lebenslange Haft oder die Todesstrafe.
Yoon hatte Anfang Dezember wegen eines Haushaltsstreits das Kriegsrecht in Südkorea ausgerufen und das ostasiatische Land damit in eine politische Krise gestürzt. Die Staatsanwaltschaft leitete daraufhin strafrechtliche Ermittlungen gegen Yoon ein.
Der Gerichtssaal war zum Prozessauftakt voll besetzt. Rund um das Gerichtsgebäude wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
Paralleles Strafverfahren
Parallel zu dem Strafverfahren berät das südkoreanische Verfassungsgericht darüber, ob Yoon formell seines Amtes enthoben werden soll, nachdem das südkoreanische Parlament von seinem Vetorecht gegen das Kriegsrecht Gebrauch gemacht und später für die Absetzung Yoons gestimmt hatte.
Yoon sitzt seit dem vergangenen Monat in Haft. Die Staatsanwaltschaft argumentierte an diesem Donnerstag gegen Yoons Freilassung, weil die Gefahr bestehe, dass er versuchen werde, "die an dem Fall Beteiligten zu beeinflussen oder zu überzeugen".
Der Anwalt des entmachteten Präsidenten, Kim Hong Il, verurteilte seinerseits die "illegale Untersuchung". Die ermittelnde Behörde sei in dem Fall nicht zuständig. Die Ausrufung des Kriegsrechts habe die Öffentlichkeit auf die von der "legislativen Diktatur der dominierenden Oppositionspartei" verursachte "nationale Krise" aufmerksam machen sollen, "die die Regierung gelähmt hatte", argumentierte der Anwalt.
Quelle: ntv.de, mbr/AFP