Politik

Zugleich Proteste gegen Putin Tausende Russen erinnern an Nemzow-Mord

Fünf Jahre nach dem Mord an Boris Nemzow fordern Demonstranten, dass der Drahtzieher ermittelt wird.

Fünf Jahre nach dem Mord an Boris Nemzow fordern Demonstranten, dass der Drahtzieher ermittelt wird.

(Foto: REUTERS)

Vor fünf Jahren wird der Kreml-Kritiker Nemzow auf offener Straße in Moskau erschossen. Nun fordern Tausende Demonstranten in mehreren russischen Städten, dass der Drahtzieher gefasst und bestraft wird. Zudem protestieren sie gegen Präsident Putin und seine Pläne, die Verfassung zu ändern.

Tausende Demonstranten haben in Moskau und St. Petersburg an den vor fünf Jahren ermordeten Kreml-Kritiker Boris Nemzow erinnert. Gleichzeitig nutzten sie ihre Kundgebungen, um gegen die von Präsident Wladimir Putin angekündigte Reform der russischen Verfassung zu protestieren. In Moskau war es die erste Großkundgebung seit den von den Behörden brutal unterdrückten Demonstrationen im vergangenen Sommer für freie und faire Wahlen.

Demonstranten aus verschiedenen Oppositionsgruppen nehmen an einem Gedenkmarsch für Boris Nemzow in Moskau teil.

Demonstranten aus verschiedenen Oppositionsgruppen nehmen an einem Gedenkmarsch für Boris Nemzow in Moskau teil.

(Foto: dpa)

Nach Angaben der unabhängigen Organisation Weißer Zähler waren allein in Moskau rund 14.000 Menschen einem Aufruf des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny und anderer Organisatoren gefolgt, sich in großer Zahl der Kundgebung anzuschließen. Die Polizei sprach von mehr als 10.000 Teilnehmern. In Sankt Petersburg nahmen etwa 2000 Menschen an einem Marsch zum Denkmal für die Opfer der politischen Repressionen teil. Weitere Gedenkmärsche gab es unter anderem in Nischni Nowgorod, Jekaterinburg und Irkutsk.

In Moskau hielten die Demonstranten eine Schweigeminute ab. Zudem forderten sie auf Plakaten, den Drahtzieher des politischen Verbrechens zu ermitteln und ins Gefängnis zu bringen. Nawalny, der ebenfalls an der von den Moskauer Behörden genehmigten Kundgebung teilnahm, will mit den Protesten nach eigenen Angaben ein Signal an den Kreml-Chef senden, dass er nicht um jeden Preis an der Macht bleiben kann, wenn sein Mandat 2024 ausläuft.

Auf einem Protestschild der Demonstranten stand "Putins Regime ist eine Bedrohung der Menschheit", ein anderes zierte unter Nemzows Bild ein Zitat des ermordeten Oppositionellen: "Putins Politik beruht auf reinen Lügen". Immer wieder skandierte die Menge "Russland ohne Putin", "Russland wird frei sein" und "Freiheit für die politischen Gefangenen". Sie forderten die Freilassung von in den vergangenen Monaten festgenommenen Russen, denen etwa Gewalt gegen die Polizei vorgeworfen wird.

Bleibt Putin nach 2024 an der Macht?

Die im Januar von Putin angekündigte Reform der Verfassung aus dem Jahr 1993 hatte Spekulationen ausgelöst, der Kremlchef wolle mit der Verfassungsänderung sicherstellen, dass er auch nach dem Ende seiner Amtszeit 2024 die Macht im Land in seiner Hand behält. Die Bevölkerung ist in der Frage gespalten: In einer Umfrage des unabhängigen Lewada-Zentrums gaben 45 Prozent an, Putin solle 2024 endgültig abtreten, während 45 Prozent sagten, er solle an der Macht bleiben.

Putins einstiger größter Herausforderer Nemzow war am 27. Februar 2015 kurz vor Mitternacht in der Nähe des Kreml erschossen worden. 2017 wurde ein ehemaliger Offizier aus Tschetschenien für den Mord zu 20 Jahren Haft verurteilt. Vier weitere Männer wurden der Beihilfe zum Mord für schuldig befunden. Die Familie und Anhänger Nemzows werfen den russischen Behörden jedoch vor, die Drahtzieher bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen zu haben.

Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa

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