UN fürchten Millionen Flüchtende Tausende Ukrainer kommen in Nachbarländern an
25.02.2022, 21:41 Uhr
Während die russischen Truppen weiter in der Ukraine vorrücken, versuchen Tausende Menschen, das Land zu verlassen. Rund 50.000 Menschen sollen sich Schätzungen zufolge bereits in Nachbarländern in Sicherheit gebracht haben. Die EU-Staaten kommen am Wochenende zu einem Krisentreffen zusammen.
Massen von Menschen versuchen derzeit, vor den Kämpfen in der Ukraine zu flüchten. Die Grenzübergänge gen Westen sind überlastet. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bereits mehr als 50.000 Menschen das Land verlassen. Die meisten seien nach Polen oder Moldau geflohen, schrieb UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi auf Twitter. Und viele weitere Menschen seien auf dem Weg an die Grenzen. Am Vortag hatte das UNHCR von mehr als 100.000 Binnenvertriebenen gesprochen. Die Vereinten Nationen stellen sich auf bis zu vier Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine ein, sollte sich die Situation weiter verschlechtern.
In Rumänien sind seit dem russischen Einmarsch nach Angaben von Ministerpräsident Nicolae Ciuca 19.000 ukrainische Flüchtlinge eingetroffen. Davon hätten 8000 ihren Weg nach Bulgarien und Ungarn fortgesetzt.
Die Slowakei hat mehr als fünfmal so viele Grenzübertritte aus dem Nachbarland verzeichnet als sonst. Von Mittwochnachmittag bis Donnerstagnachmittag seien 7490 ukrainische Staatsbürger über die Grenze gekommen, teilte das Innenministerium in Bratislava mit. Normalerweise seien es rund 1400 an einem Tag. Von den in die Slowakei eingereisten Ukrainern beantragten bis zum Nachmittag aber nur 14 Personen offiziell Schutz als Flüchtlinge. Sie wurden im grenznahen Flüchtlingslager Humenne untergebracht.
Feaser fordert unbürokratische Aufnahme
In Ungarn sind bislang 1600 Flüchtlinge eingetroffen, wie der Bürgermeister der ungarischen Grenzstadt Zahony, Laszlo Helmeczi, der staatlichen Nachrichtenagentur MTI sagte. Den Großteil der Menschen holten in Ungarn lebende Verwandte und Freunde an den Grenzübergängen ab, um sie ins Landesinnere zu bringen, fügte er hinzu. Die Stadtverwaltung musste Unterkünfte für lediglich 80 Menschen bereitstellen. Ungarische Medien berichteten, dass über die fünf Grenzübergänge zur Ukraine hauptsächlich Angehörige der ungarischen Minderheit kamen, die in der westukrainischen Region Transkarpatien leben. Die Grenze zwischen Ungarn und der Ukraine ist etwa 140 Kilometer lang.
Angesichts der Fluchtbewegung aus der Ukraine in die EU wollen die Innenminister der 27 EU-Staaten am Wochenende zu einem Krisentreffen zusammenkommen. In einer Sondersitzung solle "über konkrete Antworten auf die Situation in der Ukraine" gesprochen werden, teilte der französische Innenminister Gérald Darmanin auf Twitter mit. Frankreich hat derzeit den rotierenden Vorsitz der EU-Staaten inne. Das Treffen soll nach Angaben eines Sprechers des deutschen Bundesinnenministeriums am Samstag stattfinden. Innenministerin Nancy Faeser warb für eine unbürokratische Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge in Deutschland und der EU.
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, sagte, man erwarte derzeit, dass Polen für flüchtende Menschen aus der Ukraine die erste Anlaufadresse sein werde. Die Bundesregierung und das Innenministerium hätten ihre Hilfe angeboten.
Quelle: ntv.de, chf/dpa/rts/AFP