Politik

Skandälchen bei Queen-Gruß? Trump macht es ... zumindest nicht falsch

Ein Handschlag als Skandälchen? Mitnichten.

Ein Handschlag als Skandälchen? Mitnichten.

(Foto: imago images / i Images)

Er verbeugt sich nicht, soll ihr an den Rücken gefasst haben - hat US-Präsident Trump sich gegenüber Königin Elizabeth II. unangemessen verhalten? Zum Aufreger taugt die Episode allenfalls für Protokoll-Freaks. Der eigentliche Skandal liegt woanders.

Beim Besuch von US-Präsident Donald Trump in London bemerkten die Berichterstatter sofort, dass da etwas anders war als sonst: Er neigte nicht den Kopf und seine Frau Melania machte keinen Knicks, als sie der Königin von England gegenübertraten. Der New Yorker bevorzugte ein Shake-Hands von Staatsoberhaupt zu Staatsoberhaupt. Queen Elizabeth II. schien es nicht zu stören. Sie lächelte freundlich.

Doch damit nicht genug. Beim Staatsbankett soll Trump erneut das Protokoll eigenwillig interpretiert haben. Er habe die Königin am Rücken berührt, berichtete unter anderem die "Daily Mail". Das wären dann schon gleich zwei Skandälchen. Oder? Nicht unbedingt. Denn auch wenn Trump sich immer wieder wie eine Abrissbirne gewohnter Rituale in der Politik aufführt, liegt der Fall in London anders. Die royalen Regeln empfehlen bei Männern zwar ein Neigen des Kopfes und bei Frauen einen Knicks gegenüber der Königin, doch vorgeschrieben ist das nicht. Auch ein Handschlag ist erlaubt.

Trumps Vorgänger Barack Obama hielt es ebenso. Bei einem Staatsbesuch 2011 verneigte sich der damalige US-Präsident auch nicht vor der britischen Königin. Seine Frau Michelle hatte zwei Jahre zuvor sogar tatsächlich einmal das Protokoll verletzt, als sie Elizabeth den Arm um die Schulter gelegt hatte. In ihrer Biografie "Becoming" schrieb sie später: "Wenn ich auch nicht das Angemessene im Buckingham Palace tat, so tat ich zumindest das Menschliche."

"Ach, das ist alles Blödsinn", sagte die Queen

Michelle Obama und Elizabeth II. schienen sich blendend zu verstehen.

Michelle Obama und Elizabeth II. schienen sich blendend zu verstehen.

(Foto: Courtesy of CAMERA WORK)

Der früheren First Lady zufolge sieht die Königin das alles auch gar nicht so eng. Bei einem anderen Zusammentreffen vor Schloss Windsor, so Michelle Obama, habe sie der Königin ihre Verunsicherung wegen des Protokolls gezeigt - und die habe nur gesagt: "Ach, das ist alles Blödsinn, gehen Sie einfach rein." Insofern kann auch Angela Merkel auf royale Absolution hoffen - denn als sie 2009 den Buckingham Palace besuchte, sorgte sie für Stirnrunzeln, weil sie keinen Rock trug. Sie kam wie immer im Hosenanzug.

Aber warum entscheiden sich US-Präsidenten dennoch für den Handschlag und gegen die höflichere und höfischere Geste des Kopfneigens? Das dürfte historische Gründe haben. Denn es ist zwar mehr als 240 Jahre her - aber einst waren die Amerikaner Bewohner einer Kolonie Großbritanniens und sagten sich vom König los. Maximale Höflichkeitsbekundungen könnten da als Unterwürfigkeit verstanden werden - und das könnte im "Land der Freien und der Heimat der Tapferen", wie es in der US-Nationalhymne heißt, unangemessen erscheinen.

Knicks vorm König Saudi-Arabiens

So weit, so gut - doch dann ist da noch die Saudi-Arabien-Geschichte. Wenige Monate nach seinem Amtsantritt reiste Trump in den Golf-Staat und traf den saudischen König Salman. Dieser empfing ihn mit großen Ehren und hängte ihm bei einer Zeremonie eine Medaille um - Trump musste dafür den Kopf neigen und vollführte anschließend sogar noch einen etwas linkisch wirkenden Knicks. War das ein Knicks vor dem saudischen König? Möglich, vielleicht aber auch nur Unsicherheit in der ungewohnten Situation. Bemerkenswert war daran schon eher, dass Trump seinem Vorgänger Obama zuvor genau einen solchen Knicks vorgeworfen hatte. Schwerer als solche Äußerlichkeiten wog sowieso, dass Trump im vergangenen Jahr nach dem Mord an dem saudi-arabischen Regimekritiker Jamal Khashoggi deutlich machte, dass ihm Waffendeals mit der Öl-Monarchie wichtiger sind als die Menschenrechte.

Und auch bei Trumps London-Besuch gab es substanziellere Regelbrüche als fehlende Verbeugungen und Knickse. So beleidigte der US-Präsident den Londoner Bürgermeister Sadiq Khan unter anderem wegen seiner Körpergröße und lobte die Brexit-Befürworter Nigel Farage und Boris Johnson. Farage solle bei den Brexit-Verhandlungen einbezogen werden, Johnson sei sicher ein guter Nachfolger von Premierministerin Theresa May, tönte der US-Präsident. Trump mischte sich also unverhohlen in die Innenpolitik ein - ein Tabubruch in der internationalen Diplomatie, der vielen Briten als der wahre Skandal erscheinen dürfte.

Quelle: ntv.de

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