Politik

Wo kam Obama zur Welt? Trump rückt irgendwie von Verschwörung ab

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Wahlwerbung für "Super-Trump" auf dem Times Square in New York.

(Foto: imago/Levine-Roberts)

Ein Sprecher von Donald Trump räumt ein, dass Barack Obama in den USA zur Welt gekommen ist, was Trump stets bestritten hat. Wie ein Eingeständnis klingt die Erklärung aber nicht – im Gegenteil.

Mehr als fünf Jahre, nachdem Barack Obama seine Geburtsurkunde veröffentlicht hat, ist auch Donald Trump davon überzeugt, dass der US-Präsident in den USA geboren wurde. "Herr Trump glaubt, dass Präsident Obama in den Vereinigten Staaten zur Welt gekommen ist", heißt es in einer Erklärung seines Wahlkampfsprechers Jason Miller.

Trump hatte sich 2011 an die Spitze der sogenannten "Birther"-Bewegung gestellt. "Birther" vertreten die Auffassung, Obama – der auf Hawaii geboren wurde – habe außerhalb der USA das Licht der Welt erblickt. Da die US-Verfassung vorsieht, dass nur ein "natural born citizen", ein gebürtiger Amerikaner, Präsident werden kann, ist die Frage des Geburtsortes von erheblicher Relevanz.

Seit Monaten weicht Trump der Frage aus, ob er glaube, dass Obama in den USA zur Welt gekommen ist. Auch jetzt äußerte er sich nicht persönlich zu dem Thema. Die Pressemitteilung seines Sprechers klingt zudem nicht wie ein Eingeständnis, sondern wie ein gigantischer Triumph. Die ersten, die das Thema aufgebracht hätten, sei das Team von Hillary Clinton gewesen, "in ihrem sehr hässlichen, gescheiterten Präsidentschaftswahlkampf von 2008", heißt es darin. Diese Art von "bösem und hinterhältigem Verhalten" sei typisch für Clinton. "Aber wie immer war Hillary Clinton zu schwach, um eine Antwort zu bekommen." Das sei erst Trump gelungen.

"Dem Land einen großen Dienst erwiesen"

Indem er Obama dazu gedrängt habe, seine Geburtsurkunde zu veröffentlichen, habe Trump "dem Präsidenten und dem Land einen großen Dienst" erwiesen – und die Sache so erfolgreich zum Abschluss gebracht.

Die Botschaft dieser Pressemitteilung ist also: Die böse Unterstellung ging von Clinton aus, Trump dagegen brachte es fertig, sie aus der Welt zu schaffen. Ganz so einfach ist es aber nicht.

  • Erstens ist die Annahme falsch, dass Trump so etwas nie machen würde. Im Vorwahlkampf hatte der Republikaner den gleichen schmutzigen Trick gegen seinen Mitbewerber Ted Cruz versucht. Cruz' Geburtsort sei eine "sehr heikle" Angelegenheit, raunte Trump Anfang des Jahres.
  • Zweitens hat Trump das Eingeständnis nicht selbst formuliert (Update: Das holte er später nach). Genug Gelegenheiten hätte er gehabt, im Wahlkampf wurde er immer wieder von Journalisten darauf angesprochen. Im Januar sagte er bei CNN auf eine entsprechende Frage, er habe seine eigene Theorie über Obama und werde darüber eines Tages ein Buch schreiben. Anfang dieses Monats sagte er: "Ich spreche nicht darüber, denn wenn ich darüber spreche, geht es bei euch [Journalisten] nur noch darum." Erst vor zwei Tagen sagte er der "Washington Post" in einem Interview: "Ich werde diese Frage zur richtigen Zeit beantworten. Ich will sie einfach noch nicht beantworten."
  • Und drittens war 2008 nicht Clintons Wahlkampfteam Urheber der Verschwörungstheorie, sondern Clinton-Unterstützer.

Trump hat ganz grundsätzlich ein Faible für Verschwörungstheorien, eine seiner am häufigsten verwendeten Floskeln ist "there's something going on", zu Deutsch etwa: "irgendetwas stimmt da nicht". Er hat mehrfach unterstellt, dass die Präsidentschaftswahl zu seinen Ungunsten manipuliert wird – obwohl vermutlich eher das Gegenteil richtig ist.

Juristisch ist übrigens unklar, wie die entsprechende Klausel der US-Verfassung auszulegen ist. Cruz beispielsweise kam in Kanada zur Welt, das ist unbestritten. Aber er ist der Sohn einer Amerikanerin – aus Sicht von amerikanischen Verfassungsrechtlern reicht das, um ihn zu einem "natural born citizen" zu machen.

(Hier kann man sich ansehen und/oder durchlesen, wie ein Bug bei Kopierern der Firma Xerox die Birther-Verschwörungstheorie beflügelte.)

Quelle: ntv.de

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