Politik

Berlin, Paris und Damaskus einig "Türkei muss Afrin-Angriff stoppen"

Kämpfer der FSA zur Unterstützung türkischer Truppen auf dem Weg zur syrischen Grenze. Die FSA wird von Assad bekämpft.

Kämpfer der FSA zur Unterstützung türkischer Truppen auf dem Weg zur syrischen Grenze. Die FSA wird von Assad bekämpft.

(Foto: dpa)

Die Türkei setzt erstmals Bodentruppen gegen die Kurden in Syrien ein. Die Kritik an der Offensive folgt prompt. Doch der Westen hält sich vergleichsweise zurück: Am schärfsten verurteilt das Vorgehen Syriens Machthaber Baschar al-Assad.

Deutschland und Frankreich haben nach dem Beginn der türkischen Militäroffensive in der nordsyrischen Kurdenregion Afrin auf ein Ende der Kämpfe gedrungen. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) warnte vor "unkalkulierbaren Risiken" der militärischen Konfrontation. Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly forderte, die Kämpfe müssten "gestoppt" werden. Die USA riefen die Türkei zur "Zurückhaltung" auf.

Die Türkei hatte am Samstag die Boden- und Luftoffensive "Operation Olivenzweig" gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in der Region Afrin gestartet. Ankara sieht die YPG als Terrororganisation an. Die Kurdenkämpfer sind aber wichtige Verbündete des Westens im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

"Beide Seiten, die jetzt gegeneinander kämpfen, haben große Anstrengungen im Kampf gegen den Terror des IS unternommen und dabei große Opfer gebracht", erklärte Gabriel. "Das Letzte, was Syrien braucht, sind weitere militärische Konfrontationen."

Die französische Verteidigungsministerin Parly forderte im Sender France 3 eine Rückkehr zum "Wesentlichen". "Das ist der Kampf gegen den Terrorismus." Die türkische Militäroffensive würde die kurdischen Einheiten binden, welche die IS-Miliz bekämpfen würden. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian forderte eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats.

USA mahnt, Iran besorgt

Das US-Außenministerium forderte die Türkei am Sonntag auf, "Größe und Dauer" der Offensive zu beschränken. Auch müssten zivile Opfer vermieden werden. "Alle Parteien" müssten sich zudem auf den Kampf gegen den IS konzentrieren. Bereits am Samstag hatte Russland die Türkei zur Zurückhaltung aufgefordert. Moskau zog zudem russische Soldaten aus der umkämpften Region ab. US-Soldaten gibt es in dem Gebiet nach Angaben der türkischen Regierung nicht.

Das iranische Außenministerium erklärte, es sei "besorgt" über die Militäroffensive und hoffe auf deren "sofortiges" Ende. Zugleich rief der Iran, ein Unterstützer von Syriens Machthaber Baschar al-Assad, Ankara dazu auf, im Syrien-Konflikt eine "konstruktive Rolle" zu spielen.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan äußerte am Sonntag bei einer Rede die Hoffnung, dass die Militäroffensive "in sehr kurzer Zeit" beendet werden könne. Zugleich warnte er davor, Demonstrationsaufrufen prokurdischer Kräfte gegen die Militäroffensive zu folgen. Teilnehmer von Kundgebungen würden einen "hohen Preis" bezahlen.

Die Polizei ging in Istanbul gegen Demonstranten vor, die gegen die Militäroffensive protestieren wollten. Es gab mehrere Festnahmen, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Auch im kurdisch geprägten Südosten des Landes wurde eine geplante Protestaktion unterbunden.

Derweil verurteilte Assad die Militäroffensive als "brutale türkische Aggression". Diese laufe auf eine "Unterstützung terroristischer Organisationen" hinaus. Um gegen die Kurden vorzugehen, arbeiteten die türkischen Truppen mit der Freien Syrischen Armee (FSA) zusammen. Für die Türkei sind die FSA-Kämpfer "gemäßigte Rebellen", für Assad "Terroristen". Das Außenministerium in Damaskus bewertet das Vorgehen als einen "erneuten türkischen Angriff auf Syriens Souveränität".

Quelle: ntv.de, sra/AFP

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