Landesweit Dutzende Festnahmen Türkei setzt mutmaßliche Terroristen fest
28.12.2017, 12:05 Uhr
Die türkische Polizei geht gegen den IS-Terror vor - und gegen Regierungskritiker.
(Foto: picture alliance / Lefteris Pita)
In Bursa nimmt die türkische Polizei 38 mutmaßliche IS-Terroristen fest, an Universitäten in Ankara und Istanbul gehen derweil die Festnahmen von angeblichen Staatsfeinden weiter. In politisch motivierter Haft sitzen aktuell auch Deutsche.
Rund ein Jahr nach dem Attentat auf den Istanbuler Club Reina hat die türkische Polizei eine Razzia gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) durchgeführt. Dabei seien in der westtürkischen Stadt Bursa 38 mutmaßliche IS-Anhänger festgenommen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Details dazu sind noch nicht bekannt.
In der Silvesternacht im vergangenen Jahr war ein Attentäter in den Club am Bosporus gestürmt, hatte um sich geschossen und 39 Menschen getötet. Der IS bekannte sich zu der Tat und der Attentäter gab nach Medienberichten auch bei seiner Vernehmung an, im Auftrag des IS gehandelt zu haben. Wegen Sicherheitsbedenken hatten die Istanbuler Behörden vergangene Woche Silvesterfeiern im zentralen Stadtteil Beyoglu verboten. Das Verbot wurde inzwischen auf die ebenfalls zentral gelegenen Stadtteile Sisli und Besiktas ausgeweitet.
Unterdessen gingen auch die Polizeiaktionen im Zusammenhang mit dem Putschversuch im vergangenen Jahr weiter. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete, die Staatsanwaltschaft in Ankara habe Fahndungsaufrufe für 23 aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der Hacettepe Universität in Ankara herausgegeben. Ihnen werde vorgeworfen, die Verschlüsselungs-App Bylock benutzt zu haben. Damit sollen sich Putschisten verständigt haben. Bereits am Vortag waren zahlreiche ehemalige Mitarbeiter der per Dekret geschlossenen Fatih Universität in Istanbul zur Fahndung ausgeschrieben worden.
Menschenrechtsorganisationen werfen der türkischen Regierung vor, unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung auch politische Gegner und Kritiker zu inhaftieren. Aktuell betroffen sind auch acht Deutsche, von denen namentlich nur der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel bekannt ist. Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu war am 18. Dezember aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Sie darf das Land jedoch nicht verlassen. Zwischenzeitlich saß auch der Menschenrechtler Peter Steudtner in der Türkei im Gefängnis.
Quelle: ntv.de, fhe/dpa