Istanbul-Attentäter identifiziert Türkische Polizei nimmt zwei Ausländer fest
03.01.2017, 13:57 Uhr
Das Vorgehen des Schützen lässt Experten auf eine Kampfausbildung schließen.
(Foto: imago/Depo Photos)
Türkischen Medien zufolge machen die Ermittlungen nach dem Attentat in der Silvesternacht in Istanbul Fortschritte. Die Polizei nimmt weitere Verdächtige fest. Darunter zwei Ausländer am Flughafen der Stadt. Der mutmaßliche Schütze allerdings ist weiter flüchtig.
Die türkische Polizei hat in Zusammenhang mit dem Anschlag auf einen Nachtclub in Istanbul einem TV-Bericht zufolge zwei Ausländer festgenommen. Die Verdächtigen seien auf dem Istanbuler Flughafen Atatürk aufgegriffen worden, berichtete der türkische Sender NTV. Laut der Zeitung "Hürriyet" wurden heute bislang sechs Verdächtige in Verbindung mit dem Anschlag verhaftet. Der mutmaßlich Todesschütze war jedoch nicht darunter.
Die Behörden halten sich bislang zu den Ermittlungen bedeckt. Presseberichten zufolge hat der mutmaßliche Attentäter zuvor für den Islamischen Staat (IS) in Syrien gekämpft. Daher scheine er "sehr professionell in der Handhabung von Feuerwaffen gewesen zu sein", berichtete die Zeitung "Hürriyet" unter Berufung auf Ermittler. Der konservative "Hürriyet"-Kolumnist Abdulkadir Selvi schrieb, der Angreifer habe Erfahrung im Straßenkampf gehabt und sei "besonders ausgewählt" worden für den Angriff.
Laut der Zeitung "Habertürk" benutzte der Angreifer, der am frühen Sonntagmorgen im schicken Istanbuler Nachtclub "Reina" 39 Menschen erschoss und 69 weitere verletzte, ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow. Um keine Zeit beim Wechseln der Magazine zu verlieren, verwendete er demnach doppelte Magazine. Insgesamt habe er mehr als 120 Schuss abgegeben, wovon nur die wenigsten ihr Ziel verfehlten, hieß es.
Dem allgemein gut informierten "Hürriyet"-Kolumnisten Selvi zufolge wurde der Angreifer inzwischen von den Behörden identifiziert. Laut "Habertürk" traf der Mann Mitte zwanzig im November in der zentralanatolischen Stadt Konya mit seiner Frau und seinen zwei Kindern ein, um "keine Aufmerksamkeit" zu erregen. Seine Ehefrau sei unter den zwölf Verdächtigen, die im Zuge der Ermittlungen bisher festgenommen wurden.
Fotos und Video des Verdächtigen
Den unbestätigten Berichten zufolge soll der Attentäter aus einem Land Zentralasiens stammen und Verbindungen zur IS-Zelle haben, die den tödlichen Angriff auf den Atatürk-Flughafen im Juni verübt haben soll.
Die Behörden äußerten sich bisher nicht zur Identität des mutmaßlichen Attentäters, verbreiteten aber mehrere Fotos, die ihn unter anderem beim Geldwechseln im konservativen Istanbuler Viertel Laleli zeigen sollen. Bei der Fahndung tauchte auch ein Selfie-Video des Verdächtigen auf. Auf dem von türkischen Medien veröffentlichten Video ist knapp 40 Sekunden lang zu sehen, wie ein Mann auf einem belebten Platz herumläuft, während er sich selbst und die Umgebung offenbar mit einer Handy-Kamera filmt. Medienberichten zufolge wurde das Video in der Gegend des Taksim-Platzes im Herzen der Millionenmetropole aufgenommen.
Zu dem Anschlag bekannte sich am Montag die IS-Miliz. Sie bezeichnete den Angriff als Vergeltung für die türkische Militärintervention in Nordsyrien. Die türkische Armee versucht dort seit Wochen, die Stadt Al-Bab von den Dschihadisten zu erobern, stößt aber auf erbitterten Widerstand. Laut dem türkischen Generalstab wurden beim Kampf um Al-Bab am Montag 18 IS-Kämpfer getötet.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP