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100 Tage nach Terror-Überfall Tunnel-Nachbau in Tel Aviv erinnert an Geiseln in Gaza

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"Keine frische Luft, sehr wenig Nahrung, keine Medikamente, kein Sonnenlicht" - unter solchen Bedingungen werden israelische Geiseln vermutlich seit Monaten in Gaza gefangen gehalten.

"Keine frische Luft, sehr wenig Nahrung, keine Medikamente, kein Sonnenlicht" - unter solchen Bedingungen werden israelische Geiseln vermutlich seit Monaten in Gaza gefangen gehalten.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

132 Israelis, darunter Kleinkinder, befinden sich fast 100 Tage nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober immer noch in Geiselhaft der Terroristen. Mit dem detailgetreuen Nachbau eines Tunnels mitten in Tel Aviv erinnern Angehörige an das Schicksal der Geiseln. Sie protestieren auch gegen die israelische Regierung.

Fast 100 Tage nach der Verschleppung ihrer Angehörigen durch die radikalislamische Hamas haben Israelis in Tel Aviv den Nachbau eines Tunnels enthüllt. Der Künstler Roni Levavi sagte, er habe mit der Installation "die getreueste Rekonstruktion" eines Hamas-Tunnels im Gazastreifen erschaffen wollen. Für die Konstruktion habe er sich an in den Medien veröffentlichten Abbildungen orientiert.

Das Innere des Tunnels ist spärlich beleuchtet, der Boden ist dreckig und ständig ist das Geräusch von Schusswechseln und Artilleriebeschuss zu hören. Es wird davon ausgegangen, dass viele der verbliebenen israelischen Geiseln in solchen Tunneln festgehalten werden. Die Installation steht vor dem Kunstmuseum in Tel Aviv, dessen Vorplatz von den Angehörigen in "Platz der Geiseln" umbenannt wurde. Angehörige erinnern dort an Ständen und mit Kunstinstallationen an das Schicksal der Verschleppten.

Der Tunnel sei nur ein "kleiner Ausschnitt" der Qualen, die die Geiseln aushalten müssten, sagte Eyal Moar, dessen Onkel von der Hamas entführt wurde. "Wir wissen, dass die Bedingungen wirklich schrecklich sind - keine frische Luft, sehr wenig Nahrung, keine Medikamente, kein Sonnenlicht."

25 Geiseln sind vermutlich tot

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hatte Israel am 7. Oktober überfallen und mehr als Tausend Menschen getötet sowie rund 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 132 von ihnen befinden sich nach israelischen Angaben mutmaßlich noch im Gazastreifen, allerdings sind 25 von ihnen vermutlich tot.

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Die Familien der verbliebenen Geiseln hatten zuletzt den Druck auf Regierungschef Benjamin Netanjahu erhöht und gefordert, dass die Regierung ihre Bemühungen um die Freilassung der Geiseln verstärkt. Am Abend gab es in Tel Aviv erneut eine große Protestaktion der Angehörigen und ihrer Unterstützer. Drei Geiseln waren von israelischen Soldaten im Gazastreifen irrtümlich erschossen worden. Berichten zufolge wurden Geisel auch Opfer israelischer Luftangriffe.

Als Reaktion auf den beispiellosen Hamas-Überfall hatte Israel der islamistischen Organisation den Krieg erklärt und einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet. Dabei wurden die meisten Gebäude im Gazastreifen einschließlich der Wohnhäuser und der Infrastruktur wie Gesundheitseinrichtungen inzwischen zerstört oder beschädigt. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden dort seither mehr als 23.800 Menschen getötet. Bei den Zahlen wird nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterschieden. Die große Mehrheit der mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen musste aus den eigenen Wohnungen fliehen.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

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