Kopfschütteln in Washington US-Regierung ist "zutiefst enttäuscht" von Netanjahu
20.06.2024, 20:13 Uhr Artikel anhören
Seine harschen Worte stoßen auf Unverständnis: Benjamin Netanjahu.
(Foto: picture alliance/dpa/Yedioth Ahronoth Newspaper Pool/AP)
Die USA sind der größte Waffenlieferant von Israel. Doch am Dienstag macht der israelische Regierungschef der US-Regierung wegen einer zurückgehaltenen Waffenlieferung schwere Vorwürfe. Washington schießt zurück: Die Aussagen von Netanjahu seien "gelinde gesagt verblüffend".
Die US-Regierung hat verärgert auf die jüngsten Äußerungen Benjamin Netanjahus reagiert. Die kürzlich veröffentlichte Videobotschaft des israelischen Regierungschefs sei "gelinde gesagt verblüffend", "zutiefst enttäuschend" und "ärgerlich" gewesen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Das gelte umso mehr angesichts der Tatsache, dass kein anderes Land Israel mehr dabei helfe, sich gegen die Bedrohung durch die Hamas zu verteidigen. "Wir haben unseren israelischen Gesprächspartnern auf verschiedenen Wegen unsere tiefe Enttäuschung über die in dem Video gemachten Aussagen und unsere Besorgnis über die Richtigkeit der gemachten Aussagen deutlich gemacht", betonte Kirby.
Netanjahu hatte die US-Regierung am Dienstag in einer Videoansprache wegen einer zurückgehaltenen Waffenlieferung mit harschen Worten angegriffen und damit für Irritation beim wichtigsten Verbündeten gesorgt. Er habe US-Außenminister Antony Blinken kürzlich in Israel gesagt, es sei "unbegreiflich", dass die Regierung Israel in den vergangenen Monaten Waffen und Munition vorenthalten habe, sagte Netanjahu in dem Clip.
Blinken und andere US-Regierungsvertreter hatten die Kritik bereits entschieden zurückgewiesen und betont, es gebe nur diese eine pausierte Lieferung aus den USA an Israel. Dabei geht es um die Lieferung bestimmter Bomben, die vorerst aufgehalten wurde, weil die US-Regierung Bedenken hat, dass die Bomben in einem dicht besiedelten Gebiet wie Rafah im Süden des Gazastreifens eingesetzt werden könnten.
Bedenken wegen Rafah
Israels Regierungschef reagierte am Abend auf die Kritik der USA: "Ich bin bereit, persönliche Angriffe zu ertragen, solange Israel von den USA die Munition erhält, die es im Krieg um seine Existenz braucht", sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros.
Zwischen Netanjahu und der Regierung von US-Präsident Joe Biden hatte es bereits in den vergangenen Monaten heftige Verstimmungen gegeben. Biden und andere hochrangige US-Regierungsvertreter machten mehrfach auf ungewöhnlich deutliche Weise klar, dass sie mit Netanjahus Vorgehen im Gaza-Krieg nicht einverstanden sind. Kritik gibt es insbesondere wegen der hohen Zahl ziviler Opfer und der humanitären Not im Gazastreifen.
Quelle: ntv.de, chr/dpa