Kopfschütteln im Weißen Haus Trump stellt Harris' ethnische Zugehörigkeit infrage
01.08.2024, 03:31 Uhr Artikel anhören
Nicht nur bei den Besucherinnen in Chicago kamen Trumps Diffamierungsversuche nicht gut an.
(Foto: REUTERS)
Kamala Harris hat indische und jamaikanische Wurzeln - und es war nur eine Frage der Zeit, wann Donald Trump versuchen würde, ihre ethnische Zugehörigkeit zu instrumentalisieren. Ausgerechnet beim Auftritt vor der nationalen Vereinigung schwarzer Journalisten ist es so weit.
Bei einem Auftritt vor der nationalen Vereinigung schwarzer Journalisten in Chicago hat Donald Trump die ethnische Zugehörigkeit seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris infrage gestellt. Der republikanische Präsidentschaftskandidat behauptete, Harris habe lange ausschließlich mit ihrer indischen Abstammung geworben und sei dann "plötzlich schwarz geworden". Im Weißen Haus lösten die Äußerungen Kopfschütteln aus.
"Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren plötzlich schwarz wurde. Und jetzt will sie als Schwarze bekannt sein", sagte Trump. Der frühere US-Präsident schob nach. "Also ich weiß es nicht: Ist sie indisch oder ist sie schwarz?" Er respektiere beides, doch Harris selbst tue es angesichts ihrer "Kehrtwende" offenbar nicht. "Ich glaube, das sollte sich jemand anschauen." Trump gab sich während der gesamten Veranstaltung angriffslustig und lieferte sich einen harten Schlagabtausch mit den Moderatoren.
Harris ist die erste Frau, die erste Schwarze und die erste Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Sie wurde in Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter - eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin - kam aus Indien.
Dass der weiße Ex-Präsident Harris' Identität als Schwarze in einem Saal voller schwarzer Journalisten anzweifelte und nahelegte, dass die Demokratin nicht richtig dazugehöre, sondern sich aus politischem Kalkül schwarzen Wählern anbiedere, ist bizarr. Politische Kommentatoren auch aus dem republikanischen Lager beklagten, Trump vergrätze auf diese Weise nur potenzielle schwarze Wähler. Ein nicht namentlich genannter republikanischer Abgeordneter sagte dem Nachrichtenportal "Axios", Trumps Auftritt sei "furchtbar" gewesen.
Verschwörungserzählungen auch bei Obama
Harris selbst sagte bei einer Rede vor historisch schwarzen Studierendenverbindungen in Texas, Trumps Äußerungen seien "dieselbe alte Show" aus Spaltung und Respektlosigkeit. Mit Blick auf dessen kämpferische Töne in Chicago sagte Harris: "Das amerikanische Volk verdient einen Anführer, der die Wahrheit sagt, einen Anführer, der nicht mit Feindseligkeit und Wut reagiert, wenn er mit den Fakten konfrontiert wird."
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, reagierte auf eine Frage nach den Äußerungen Trumps zunächst ungläubig: "Wow", sagte Jean-Pierre, die selbst schwarz ist. Was Trump gesagt habe, sei abstoßend. "Es ist beleidigend und keiner hat das Recht, jemandem zu sagen, wer er ist", sagte Jean-Pierre.
Trump hatte bereits 2020 vor Harris' Amtsantritt rassistischen Verschwörungserzählungen über die Demokratin Raum verschafft. Darin wurde angezweifelt, ob sie überhaupt Vizepräsidentin werden dürfe, weil ihre Eltern bei ihrer Geburt noch keine US-Bürger gewesen seien.
Schon Jahre zuvor hatte Trump sich an Verschwörungserzählungen beteiligt, die Ex-Präsident Barack Obamas Geburtsort und damit seine Qualifikation fürs höchste Staatsamt infrage gestellt hatten. Trump war damals einer der prominentesten Vertreter der Theorie, wonach Obama in Kenia geboren worden sein soll. Obama, erster schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten, kam im US-Bundesstaat Hawaii zur Welt.
Quelle: ntv.de, ino/AP/dpa