Politik

NATO stockt im Kosovo auf USA beunruhigt über serbische Militärpräsenz

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KFOR-Soldaten an der serbisch-kosovarischen Grenze.

KFOR-Soldaten an der serbisch-kosovarischen Grenze.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Überfall auf eine kosovarische Polizeipatrouille äußern sich die USA besorgt über die Konzentration von serbischem Militär an der Grenze zum Kosovo. Die NATO will ein zusätzliches Bataillon in die Region entsenden.

Angesichts der jüngst wieder aufgeflammten Spannungen im Kosovo will die NATO ihre Präsenz in dem Westbalkan-Land erhöhen. Man habe zusätzliche Kräfte autorisiert, um auf die gegenwärtige Situation zu reagieren, erklärte die transatlantische Allianz in Brüssel. Das britische Verteidigungsministerium erklärte später, man habe der NATO das Kommando über ein Bataillon übertragen. Dies würde in der Regel 500 bis 1000 Soldaten entsprechen.

Im Norden des Kosovo war es am vergangenen Wochenende zu der schwersten Gewalteskalation seit mehreren Monaten gekommen. 30 bewaffnete und maskierte Männer eröffneten nach Angaben der Regierung am Sonntag in einem Dorf unweit der Grenze zu Serbien das Feuer auf kosovarische Polizisten. Anschließend besetzten sie ein serbisch-orthodoxes Kloster. Ein Polizist und drei Angreifer wurden nach Polizeiangaben bei Schusswechseln getötet. Ein Mitglied einer großen kosovo-serbischen Partei teilte über seinen Anwalt mit, die Gruppe ohne das Wissen Belgrads organisiert zu haben.

Die USA scheinen Zweifel an dieser Version zu haben. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte, der Angriff sei "sehr ausgeklügelt" gewesen und habe rund 20 Fahrzeuge, "militärische" Waffen, Ausrüstung und Ausbildung umfasst. Es sehe "nicht so aus, als hätten sich einfach ein paar Leute zusammengetan, um das zu tun".

USA fordern "sofortige Deeskalation"

Das Weiße Haus hat Serbien inzwischen dazu aufgefordert, seine an der Grenze zu Kosovo stationierten Truppen abzuziehen. "Wir beobachten eine große serbische Militärpräsenz entlang der Grenze zum Kosovo", sagte Kirby. Dazu gehöre "eine beispiellose Stationierung von fortgeschrittener serbischer Artillerie, Panzern und mechanisierten Infanterieeinheiten". Der Zweck der serbischen Aufrüstung sei noch nicht klar, aber besorgniserregend. US-Außenminister Antony Blinken habe in einem Telefonat mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic die Notwendigkeit einer "sofortigen Deeskalation und einer Rückkehr zum Dialog" betont, erklärte Kirby.

Das Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Serbien erkennt das aber nicht an. Am KFOR-Einsatz der Vereinten Nationen sind 28 Staaten beteiligt, acht davon gehören nicht der NATO an. Stationiert sind im Kosovo derzeit etwa 3400 KFOR-Soldatinnen und Soldaten, davon rund 70 von der Bundeswehr. Im Norden des Kosovo leben rund 50.000 Serben, aber über 90 Prozent der Gesamtbevölkerung des Kosovo sind ethnische Albaner. Beide Seiten machen sich gegenseitig für die jüngste Eskalation verantwortlich.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/rts

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