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"Wir sind perplex" USA irritiert über Israels Absage

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John Kirby, Sprecher des US-Sicherheitsrates, sieht keine Kursänderung der USA gegenüber Israel.

John Kirby, Sprecher des US-Sicherheitsrates, sieht keine Kursänderung der USA gegenüber Israel.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Eine hochrangige Delegation aus Israel sollte noch heute in die USA reisen, um dort Alternativen zu einer Rafah-Offensive zu besprechen. Nach der Waffenstillstandsresolution des UN-Sicherheitsrates sagt Netanjahu den Besuch kurzfristig ab. In Washington hat man damit offenbar nicht gerechnet.

Die US-Regierung zeigt sich irritiert durch die Absage des Washington-Besuches einer hochrangigen israelischen Delegation. "Ich muss Ihnen sagen, (...), wir sind ziemlich perplex", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, im Weißen Haus mit Blick auf die Absage durch Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Kirby sagte, das Büro des Premierministers scheine durch seine öffentlichen Erklärungen anzudeuten, dass die US-Seite ihren Kurs gegenüber Israel geändert habe. "Das haben wir nicht." Es scheine auch so, als wolle das Büro des Premierministers den Eindruck erwecken, dass es Differenzen gebe, obwohl das gar nicht nötig sei.

Zugleich wies Kirby diverse Fragen dazu zurück, ob die Beziehung zwischen Israel und den USA - und konkret zwischen Netanjahu und US-Präsident Joe Biden - an einem neuen Tiefpunkt angelangt sei. Das sei nicht der Fall. "Natürlich stehen wir immer noch hinter Israel", betonte er. "Israel ist nach wie vor ein enger Verbündeter und ein Freund." Er schob jedoch nach: "Das bedeutet nicht, dass wir in allem übereinstimmen, und meine Güte, das tun wir nicht." Als Freunde könnten beide Seiten aber über ihre Meinungsverschiedenheiten offen sprechen.

Auf Nachfrage sagte Kirby, Biden und Netanjahu hätten heute nicht miteinander gesprochen. Er wisse auch nicht, wann sie das nächste Mal telefonieren würden. Das militärische Vorgehen Israels im Gaza-Krieg belastet die Beziehung der beiden zunehmend. Netanjahus Absage des Trips zeigt das einmal mehr auf ungewöhnliche Weise.

UN-Sicherheitsrat fordert Geiselfreilassung und Waffenruhe

Der Weltsicherheitsrat hatte am Montag mit einer Resolution erstmals eine "sofortige Waffenruhe" im Gazastreifen gefordert. Zudem verlangt das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen die umgehende und bedingungslose Freilassung aller von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln. Die Vetomacht USA enthielt sich und ermöglichte damit die Annahme der Resolution. Netanjahu reagierte nach der Abstimmung umgehend und sagte eine geplante und - ursprünglich von der US-Seite eingeforderte - Reise einer israelischen Delegation nach Washington kurzfristig ab.

Der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, und der nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi hätten am Montag in die USA fliegen sollen, um sich dort mit hochrangigen Regierungsvertretern zu treffen. Diese hätten den israelischen Gästen Alternativen zu einer von Israel geplanten Bodenoffensive in der südlichen Gaza-Stadt Rafah vorlegen wollen. Diesen Einmarsch lehnt die US-Regierung vehement ab.

Kirby sagte, es gebe keine Anzeichen dafür, "dass die Israelis sich unmittelbar darauf vorbereiten, eine Bodenoperation in Rafah durchzuführen" und dass dies in den kommenden Tagen passieren könnte. "Es scheint, dass sie noch weit davon entfernt sind, in Rafah einzumarschieren."

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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