Politik

Keine Hilfe für die Ukraine Israel fürchtet Verlust von Waffengeheimnissen

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Das Abwehrsystem Iron Dome ("Eiserne Kuppel") in Aktion über dem israelischen Grenzgebiet zum Gaza-Streifen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Israel verfügt mit dem Iron Dome über eines der modernsten Luftabwehrsysteme der Welt. Zur Abwehr russischer Drohnengeschwader könnte die Ukraine solche Unterstützung dringend gebrauchen. Doch Israel will nicht liefern. In einem Interview versucht Präsident Herzog zu erklären, warum.

Israels Staatsoberhaupt Izchak Herzog hat sein Land gegen Kritik verteidigt, die von Russland angegriffene Ukraine nicht ausreichend zu unterstützen. "Wir verstehen die enorme Not und den Schmerz des ukrainischen Volkes", sagte Herzog in einem Interview mit dem US-Sender CNN. Es gebe Waffen, die man nicht exportieren könne, sagte Herzog. "Es gibt Dinge, von denen wir nicht wollen, dass sie in die Hände unserer Feinde fallen. Es gibt Geheimnisse, die wir nicht weitergeben können."

Die Ukraine hatte Israel mehrfach um Waffenlieferungen gebeten, um speziell die Gefahr durch russische Luftangriffe mit iranischen Kampfdrohnen zu mindern. Das ukrainische Militär hofft dabei vor allem auf Unterstützung durch das hochmoderne Abwehrsystem Iron Dome, das Israel vor Luftangriffen aus den Palästinensergebieten schützt. Die israelische Führung verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine zwar, lehnt Waffenlieferungen aber aus eigenen Sicherheitsinteressen ab. Auch die Sanktionen gegen Russland unterstützt Israel nicht.

Austausch von Geheimdienstinformationen

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj soll sich das Verhältnis der beiden Länder zuletzt trotzdem verbessert haben. "Wir sind am Anfang der Zusammenarbeit, dies ist ein positiver Trend in den Beziehungen zu Israel", sagte Selenskyj am Mittwoch vor Journalisten, als er den Austausch von Geheimdiensterkenntnissen bekannt gab, die vor allem iranische Drohnen betreffen sollen.

"Die derzeit ausgetauschten Daten des Geheimdiensts bestätigen erneut, was unsere Dienste wussten: Russland hat bereits rund 400 iranische Drohnen gegen die ukrainische Zivilbevölkerung eingesetzt", sagte Selenskyj. Seinen Angaben zufolge wurden 60 bis 70 Prozent der unbemannten Flugobjekte von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen.

"Israel weiß, was Krieg bedeutet"

Am Montag noch hatte Selenskyj der israelischen Regierung auf einer von der israelischen Zeitung organisierten Konferenz "Haaretz" vorgeworfen, mit ihrer neutralen Haltung eine "Allianz" zwischen Russland und dem Iran zu begünstigen. Am Mittwoch berichtete er plötzlich über die Beziehungsfortschritte. Ausreichend sei das aber nicht, ergänzte Selenskyj jedoch. Israel sei ein Staat, der wirklich wisse, was Krieg bedeute. "Und ich denke, er sollte die Ukraine mehr unterstützen", sagte der Staatschef.

Israel hält sich bisher mit Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg zurück. So war Israel bisher nicht bereit, der Ukraine den gemeinsam mit den USA entwickelten hochmodernen Luftabwehrschirm Iron Dome zur Verfügung zu stellen. Bei der weitgehend neutralen Haltung Israels zum Ukraine-Krieg spielt die aktive militärische Rolle Russlands in Israels Nachbarstaat Syrien eine Rolle.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 27. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP

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