Verhandlungen in der "Endphase" Ukraine sieht Getreidekrise kurz vor Lösung
13.07.2022, 13:37 Uhr
Das in Odessa gelagerte Getreide fehlt auf dem Weltmarkt.
(Foto: picture alliance / Photoshot)
Über 20 Millionen Tonnen Getreide stecken in ukrainischen Häfen fest, in mehreren Ländern drohen deswegen Hungersnöte. Nach Aussagen des ukrainischen Außenministers Kuleba nähert sich Kiew aber einer Einigung mit Moskau. "Jetzt hängt alles von Russland ab", sagt er.
Die Ukraine sieht eine Einigung mit Russland über die im Zuge des Krieges ins Stocken geratenen Getreidelieferungen in Reichweite. "Wir sind bereit, Getreide auf den internationalen Markt zu exportieren", sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba der spanischen Zeitung "El País" vor Beginn gemeinsamer Gespräche in Istanbul. "Wir sind zwei Schritte von einer Vereinbarung mit Russland entfernt."
Die Türkei bemüht sich zusammen mit den Vereinten Nationen (UN) um eine Einigung zwischen den beiden Kriegsparteien, um die vor allem in ärmeren Ländern dringend benötigten Getreidelieferungen wieder aufzunehmen. Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar und der Blockade ukrainischer Häfen sind die Preise für Getreide, Speiseöl, Treibstoff und Düngemittel drastisch gestiegen. Da die Ukraine einer der größten Weizenlieferanten weltweit ist, hat die Unterbrechung ihres Exportes zu einer Nahrungsmittelkrise geführt.
Russland könnte Gespräche verlassen
Militärdelegationen Russlands, der Ukraine und der Türkei sollten in Istanbul mit UN-Vertretern darüber beraten, wie sichere Exporte ukrainischen Getreides aus dem ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa ermöglicht werden können. Kuleba sagte, die Sicherheitsbedenken in Zusammenhang mit der russischen Position müssten berücksichtigt werden. "Wir befinden uns in der Endphase, und jetzt hängt alles von Russland ab."
Auf die Frage, warum Russland einer Vereinbarung zustimmen könnte, antwortete Kuleba, er vermute, dass die Führung in Moskau den Ländern in Afrika und Asien ihre Bereitschaft demonstrieren wolle, sie vor Nahrungsmittelknappheit zu bewahren. Allerdings sei es immer noch denkbar, dass Russland die Gespräche verlasse. Russland hat der Ukraine vorgeworfen, eine Einigung zu verhindern.
Diplomaten zufolge wird über Geleitschiffe beraten, die die Getreideschiffe durch die verminten Gewässer rund um den Hafen von Odessa führen sollen. Die Türkei soll zudem die Frachtschiffe mit Unterstützung der UN inspizieren, um russische Bedenken auszuräumen, es könnten auf diesem Wege Waffen in die Ukraine geschmuggelt werden. Mehr als 20 Millionen Tonnen Getreide lagern in den Silos in Odessa. Es fehlt nicht nur auf dem Weltmarkt, sondern gefährdet auch die kommende Ernte, da der Ukraine der Lagerraum ausgeht.
Quelle: ntv.de, mbu/rts