Für weitere militärische Hilfe Ukraine soll Trump zwei raffinierte Angebote gemacht haben
12.11.2024, 13:42 Uhr Artikel anhören
Selenskyj soll Trump seine Überlegungen schon vor Wochen mitgeteilt haben.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Wie kann die Ukraine Donald Trump dazu bringen, das Land doch weiter zu unterstützen? Einem Bericht zufolge hat sich die Regierung von Präsident Selenskyj zwei zentrale Punkte überlegt, um den Republikaner zu überzeugen. Die wirken auf den ersten Blick durchaus raffiniert.
Für die Ukraine ist es ein Horror-Szenario: Mit der Amtseinführung im Januar könnte Donald Trump als US-Präsident die überlebenswichtigen Waffenhilfen einstellen. In der Vergangenheit hat sich der Republikaner immer wieder ablehnend zu der Unterstützung geäußert, einer seiner Söhne verhöhnte den Kiewer Regierungschef kürzlich sogar. "Du bist 38 Tage davon entfernt, dein Taschengeld zu verlieren", schrieb er.
Auch wenn Selenskyj sich kürzlich auffällig positiv über Trump und ein Telefonat mit ihm äußerte, dürften Waffenhilfen ohne Gegenleistung unter dem neuen US-Präsidenten kaum realistisch sein. Laut der "Financial Times" soll Kiew dem Republikaner Angebote gemacht haben, um ihn von weiterer Unterstützung zu überzeugen. Es geht um Truppeneinsätze, den Zugang zu Rohstoffen und potenzielle Geschäftsabschlüsse.
Die US-Zeitung beruft sich auf ukrainische und europäische Offizielle. Laut ihnen sollen Republikaner Ratschläge gegeben haben, wie Vorschläge an Trump am besten formuliert werden sollten. Zwei zentrale Ideen habe Selenskyj bereits im September bei seinem Treffen mit Trump in New York vorgestellt, hieß es.
Demnach will Kiew in Europa stationierte US-Truppen durch ukrainische Kräfte ersetzen. Außerdem soll Selenskyj angeboten haben, kritische natürliche Ressourcen mit westlichen Partnern zu teilen. Eine Quelle der "Financial Times", die über das Treffen informiert wurde, sagte, dass Trump "Interesse" an beiden Punkten gezeigt habe.
Der Republikaner äußerte sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zu Auslandseinsätzen des US-Militärs und prangerte hohe Kosten an. In Bezug auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine vertrat er einst die Ansicht, dass dies ein europäisches Problem sei und auch von den dortigen Staaten gelöst werden sollte.
"Kluger Schachzug"
Auch ein Angebot über den Zugang zu Ressourcen könnte im Sinne Trumps sein, der immer wieder sein hohes Interesse an Bodenschätzen deutlich gemacht hatte. Der Unternehmer ist zudem bekannt dafür, "Deals" zu lieben. In der Ukraine gibt es unter anderem Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Seltene Erden - allerdings zum Teil in russisch besetztem Gebiet.
In dem Bericht werden außerdem Überlegungen der Ukraine genannt, Trump "Investitionsprüfungs"-Befugnisse zu gewähren, die ihm im Wesentlichen erlauben würden, zu entscheiden, wer im Land Geschäfte machen darf. Eine an der Planung beteiligte Person soll die Idee als "alle außer China" bezeichnet haben. Branchen wie Telekommunikation, die auf chinesische Technologie und Materialien angewiesen sind, könnten auf US-Lieferanten umsteigen und mehr westliche Investitionen anziehen.
Oleksandr Merezhko, Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses im ukrainischen Parlament, bezeichnete das Angebot an den designierten US-Präsidenten als "klugen Schachzug, um zu zeigen, dass die Ukraine keine Belastung für den Westen ist".
Quelle: ntv.de