Trotz des Angriffskriegs tauschen die Ukraine und Russland immer wieder Gefangene aus. Sie verhandeln vorher die Konditionen und treffen sich dann nahe der Front. Nun kehren über 100 ukrainische Kämpfer aus der Nähe von Bachmut zurück nach Hause - viele von ihnen waren als vermisst gemeldet.

Die Ukraine und Russland haben erneut Gefangene in der Nähe der Front im Osten des Landes ausgetauscht. Der Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, Andriy Yermak, teilte auf Twitter mit: "Wir bringen 106 Personen nach Hause. Es sind Soldaten aus der Gegend von Bachmut." Darunter sollen sich acht Offiziere und 98 Soldaten befinden. Sie kämpften laut Yermak für die Stadt und erbrachten "eine Leistung, die den Feind daran hinderte, weiter in unseren Osten vorzudringen. Jeder von ihnen ist ein Held". Auch das ukrainische Verteidigungsministerium bestätigte den Austausch.

Auf einem Video, das wohl von der 93. mechanisierten Brigade stammt und den Austausch zeigen soll, sind neben Panzern und Soldaten diverse weiße Flaggen auf einem Weg zwischen zwei Feldern zu sehen. Laut Spezialisten der Geolokalisierung stammen die Aufnahmen aus der Nähe von Bachmut.

Wie "Kyiv Independent" unter Berufung auf ein Koordinierungshauptquartier berichtet, sollen 68 der freigelassenen Soldaten als vermisst gegolten haben. Im Rahmen des Austauschs seien zudem die Leichen von zwei Ausländern und einer Ukrainerin überführt worden. In einem Video ist zu sehen, wie ukrainische Soldaten einen Sarg tragen.

Austausch von Gefangenen ein "einzigartiger" Vorgang

Politik 08.05.23 03:29 min

So läuft ein Gefangenenaustausch Fritz: Russischer Pilot gegen drei ukrainische Soldaten

Trotz aller Feindseligkeiten tauschen Russland und die Ukraine seit der großangelegten Invasion immer wieder Gefangene aus. Dabei ist das Verhältnis der Soldaten zwischen beiden Seiten nicht immer ausgeglichen. ntv-Reporter Gordian Fritz sagte dazu nach einem Austausch von drei ukrainischen Kämpfern gegen 45 russische in diesem Monat: "Es ist nicht immer gleichwertig, wen man dort austauscht." Ein Soldat einer ukrainischen Spezialeinheit, die den Austausch von Gefangenen begleitet und absichert, habe demnach gesagt, für einen russischen Piloten könne man beispielsweise drei ukrainische Soldaten "eintauschen".

Der Soldat teilte weiterhin mit, die beiden Konfliktparteien würden vorher telefonieren und die Konditionen verhandeln: Wer und wie viele an welchem Ort? Anschließend wird demnach eine Waffenruhe für den Platz an der Front ausgemacht. ntv-Reporter Fritz nannte es "einzigartig", dass die Austausch-Aktionen während des laufenden Krieges passieren.