"Nichts mit Vorfall zu tun" Kiew weist Beteiligung an Nord-Stream-Sprengung zurück
09.03.2023, 10:52 Uhr (aktualisiert)
Seit den Anschlägen im vergangenen September sind die Nord-Stream-Pipelines außer Betrieb.
(Foto: REUTERS)
Die Spuren der Sprengstoffanschläge auf die beiden Nord-Stream-Pipelines führen nach Informationen von US-Geheimdiensten in die Ukraine. Deren Führung weist die Verantwortung von sich. Russland mag die Berichte ohnehin nicht glauben und vermutet die Drahtzieher an offizieller Stelle.
Die Ukraine hat Berichte über eine mögliche Beteiligung an der Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee im September zurückgewiesen. Die Ukraine habe "nichts mit dem Vorfall in der Ostsee zu tun und hat keine Informationen über 'pro-ukrainische Sabotagegruppen'", schreibt der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak auf Twitter.
Die "New York Times" ("NYT") hatte berichtet, dass nach Erkenntnissen der US-Regierung eine pro-ukrainische Gruppe hinter dem Sprengstoffanschlag stecke. Verantwortlich seien vermutlich ukrainische oder russische Staatsbürger, sagten demnach mehrere anonyme US-Regierungsvertreter unter Berufung auf neue Geheimdienstinformationen. Hinweise auf eine Verwicklung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj oder seines engen Umfelds gebe es nicht.
Russland wertete die neuen Berichte als Versuch, von den wahren Drahtziehern abzulenken. "Es ist einfach ein Mittel, um den Verdacht von denjenigen in offiziellen Regierungspositionen, die die Angriffe in der Ostsee angeordnet und koordiniert haben, auf irgendwelche abstrakten Personen zu lenken", erklärt die russische Botschaft in den Vereinigten Staaten auf Telegram. "Wir können und wollen nicht an die Unparteilichkeit der Schlussfolgerungen der US-Geheimdienste glauben."
Unterdessen lieferten Recherchen deutscher Medien einem Bericht der "Zeit" zufolge Erkenntnisse zur Vorbereitung des Sprengstoffanschlags. Gemeinsame Recherchen mit dem ARD-Hauptstadtstudio, dem ARD-Politikmagazin "Kontraste" und dem SWR hätten ergeben, dass deutsche Ermittlungsbehörden weitgehend rekonstruiert hätten, wie und wann der Sprengstoffanschlag auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 vorbereitet wurde. Demnach führen die Spuren in die Ukraine. Der Auftraggeber blieb aber unklar.
Kreml macht USA verantwortlich
Die Explosionen hatten im September in den Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks in der Ostsee mehrere Lecks in die Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gerissen, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren. Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas. Nach Angaben Schwedens wurden Sprengstoffreste nachgewiesen.
Als Drahtzieher der mutmaßlichen Sabotage wurde unter anderem Russland selbst verdächtigt. Die russische Regierung wies dies entschieden zurück und zeigte mit dem Finger auf Washington. Die US-Regierung hatte den Bau von Nord Stream 2 schon vor Jahren als geopolitisches Druckmittel des Kremls verurteilt.
Anfang Februar sorgte dann der bekannte US-Investigativreporter Seymour Hersh mit einem Bericht für Aufsehen, demzufolge US-Marinetaucher bereits im Juni Sprengsätze an den Gaspipelines angebracht haben sollen. Diese seien im September ferngezündet worden. Die US-Regierung hat dies entschieden zurückgewiesen. Unabhängige Faktenprüfer haben auf Ungereimtheiten in dem Hersh-Bericht hingewiesen.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 08. März 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ino/AFP