"Vorsätzlich getäuscht" Uni entzieht CDU-Europapolitiker Doktortitel
07.11.2022, 16:50 Uhr
Simon legte Einspruch gegen die Entscheidung des Promotionsausschusses ein.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
"Im wesentlichen Umfang" soll der Europaparlamentarier Sven Simon in seiner Doktorarbeit fremde Texte übernommen haben, ohne diese hinreichend zu kennzeichnen. Die Universität Gießen will dem CDU-Politiker deshalb den Titel aberkennen. Der spricht von Rufschädigung.
Der Promotionsausschuss der Universität Gießen hat beschlossen, dem CDU-Europaabgeordneten und Völkerrechtsprofessor Sven Simon den Doktortitel abzuerkennen. Simon habe in seiner Dissertation aus dem Jahr 2009 "in wesentlichem Umfang vorsätzlich getäuscht, indem er Übernahmen fremder Texte nicht hinreichend durch Quellenangaben offengelegt hat", teilte die Hochschule zu dem Beschluss mit. In Anbetracht der Schwere der Verstöße sei nach Abwägung aller widerstreitenden Interessen der Titel zu entziehen. Gegen die Entscheidung des Ausschusses habe Simon Widerspruch eingelegt, der auch bereits eingegangen sei, erklärte die JLU. "Das Verfahren ist zum jetzigen Zeitpunkt daher noch nicht abgeschlossen."
Der 44-Jährige ist seit 2016 Inhaber der Professur für Völkerrecht und Europarecht mit öffentlichem Recht an der Universität Marburg. Seit 2019 sitzt er für die CDU im Europaparlament. In einer persönlichen Erklärung wies Simon die Vorwürfe gegen seine Dissertation als unzutreffend zurück. "Der Bescheid des Promotionsausschusses beruht auf einer fehlerhaften Rechtsanwendung - es fehlt insbesondere an jeglicher Standardsetzung", erklärte er.
Dabei verwies er unter anderem auf eine Erklärung von drei Marburger Juraprofessoren, welche die Entscheidung als "gänzlich unangemessen" bezeichnet hätten. Zudem zitierte Simon seinen Doktorvater, den Gießener Völkerrechtler Thilo Marauhn, der die Dissertation weiterhin als eine der besten, die er bisher betreut habe, bezeichne. Er halte den Vorwurf des Dissertationsausschusses für unbegründet. "Für die damit verbundene Rufschädigung habe ich kein Verständnis", schrieb Marauhn laut Simon.
Quelle: ntv.de, mbu/AFP/dpa