Politik

Fall Breonna Taylor Verheerendes Zeugnis für Polizei von Louisville

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Justizminister Merrick Garland erklärte, die Polizei von Louisville verletze die "verfassungsmäßigen Rechte" der Bürger.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Polizisten treten im Zuge einer Razzia vor drei Jahren die Tür der 26 Jahre alten Notfallsanitäterin Breonna Taylor auf. Die Frau stirbt bei einem Feuergefecht zwischen Beamten und ihrem Freund. Landesweit brechen zu dieser Zeit Proteste aus. Nun kommt das US-Justizministerium zu einer Bewertung.

Drei Jahre nach den tödlichen Schüssen auf die Afroamerikanerin Breonna Taylor bei einer Razzia in ihrer Wohnung hat das US-Justizministerium der Polizei der Stadt Louisville grundsätzlich ein verheerendes Zeugnis ausgestellt. Polizisten der Stadt im Bundesstaat Kentucky würden übermäßige Gewalt anwenden, Schwarze diskriminieren und rechtswidrige Wohnungsdurchsuchungen vornehmen, erklärte das Justizministerium in Washington. So hätten einige Polizisten Schwarze als "Affen" und "Tiere" beleidigt.

Das Justizministerium wirft den Sicherheitskräften in seiner Untersuchung zur Polizeipraxis in Louisville auch nicht gerechtfertigte Würgegriffe und einen übertriebenen Einsatz von Polizeihunden und Tasern vor. Polizisten würden zudem Wohnungsdurchsuchungen auf Grundlage ungültiger Durchsuchungsbeschlüsse vollziehen und entgegen der Regeln nicht an der Wohnungstür klopfen. Die Polizei habe zudem eine "aggressive" Arbeitsweise, die sie "selektiv" einsetze - "vor allem gegen Schwarze".

Justizminister Merrick Garland erklärte, die Polizei von Louisville verletze die "verfassungsmäßigen Rechte" der Bürger der Stadt und untergrabe dadurch das Vertrauen in ihre Arbeit. Die Polizei verpflichtete sich den Angaben zufolge, die Missstände zu beseitigen.

Nächtliche Razzia mit Todesfolge

Das Justizministerium hatte mehr als ein Jahr nach dem Tod von Breonna Taylor eine Untersuchung zur Polizei von Louisville eingeleitet. Die 26-jährige Notfallsanitäterin war am 13. März 2020 von Polizisten erschossen worden, als Beamte in Zivil bei einer nächtlichen Drogenrazzia ihre Wohnung gestürmt hatten. Taylors Freund hatte an einen Überfall geglaubt und mit seiner Waffe, die er legal besaß, das Feuer eröffnet. Die Beamten schossen zurück und trafen Taylor tödlich, während ihr Freund unverletzt blieb.

Taylors Tod und der Tod von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Mai 2020 standen im Mittelpunkt einer Protestwelle in den USA gegen Polizeigewalt und Rassismus unter dem Motto Black Lives Matter (Das Leben von Schwarzen zählt). In den USA sorgt tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze immer wieder für Empörung.

Nächste Untersuchung steht an

Erst im Januar gab es einen weiteren Aufsehen erregenden Fall: Fünf Polizisten in der Stadt Memphis im Südstaat Tennessee verprügelten bei einer Verkehrskontrolle den 29-jährigen Tyre Nichols so brutal, dass er drei Tage später im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Der Fall löste breite Proteste aus und fachte die Debatte über Polizeigewalt in den USA neu an. Die Beamten wurden entlassen und wegen Mordes zweiten Grades angeklagt, in Tennessee eine Zwischenstufe zwischen Totschlag und Mord. Das US-Justizministerium kündigte am Mittwoch eine umfassende Untersuchung zur Polizei von Memphis an.

Die nun angeklagten Polizisten waren Teil einer Spezialeinheit, die erst 2021 gegründet worden war, um besser auf organisierte Kriminalität und Drogendelikte reagieren zu können. Sie wurde nach dem brutalen Vorfall aufgelöst. In den USA steht die Polizei seit langem in der Kritik, weil ihr überzogene und teils brutale Gewaltanwendung vorgeworfen wird, gerade auch bei Verkehrskontrollen. Oft sind die Opfer schwarz.

Quelle: ntv.de, mpe/AFP/dpa

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