Politik

Nach Enthauptung eines Lehrers Verstörende Reaktionen auf Attentat

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Schüler gedenken vor ihrer Schule des ermordeten Lehrers.

(Foto: picture alliance/dpa)

Während Deutschland und die EU den islamistischen Anschlag auf einen Lehrer in Paris verurteilen, verherrlicht ein tunesischer Abgeordneter die Tat im Internet. Tschetscheniens Republikchef beteuert, der mutmaßliche Täter mit tschetschenischen Wurzeln habe mit seinem Land nichts zu tun.

Wieder hat ein Angreifer wegen Mohammed-Karikaturen auf brutalste Weise zugeschlagen. Der Täter hat in einem Pariser Vorort einem Lehrer aufgelauert und ihn anschließend enthauptet. Zahlreiche Menschen gingen im ganzen Land aus Solidarität mit dem Getöteten auf die Straße. Die Republik sei vom islamistischen Terrorismus in ihrem Herzen getroffen worden, erklärte Premierminister Jean Castex.

Bundesaußenminister Heiko Maas und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilten den tödlichen Anschlag. "Von Terror, Extremismus und Gewalt dürfen wir uns nie einschüchtern lassen", schrieb Maas auf Twitter. Von der Leyen betonte die Bedeutung von Lehrern in der Demokratie.

Nachdem bekannt geworden war, dass es sich bei dem mutmaßlichen Angreifer um einen 2002 geborenen Mann russischer und tschetschenischer Herkunft handelt, meldete sich der tschetschenische Republikchef zu Wort und verurteilte ebenfalls die Tat. "Ich kann Ihnen versichern, dass die Tschetschenen damit nichts zu tun haben", schrieb Ramsan Kadyrow im Nachrichtenkanal Telegram an Frankreich gerichtet. Der 18-Jährige habe fast sein ganzes Leben in Frankreich verbracht. "Es ist nicht das erste Mal, dass Frankreich versucht, alle seine Probleme auf die Tschetschenen abzuwälzen", meinte er. Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert - dabei starben mehr als 250 Menschen.

Staatsanwaltschaft in Tunis ermittelt

Am Tag nach dem Attentat in Paris leitete die tunesische Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen einen Parlamentarier ein, der die mutmaßlich terroristisch motivierte Ermordung des Lehrers verherrlicht hatte. Man werde gegen den unabhängigen Abgeordneten Raschid Chiari aufgrund seiner Aussagen ermitteln und seinen Posten im Parlament prüfen, sagte der stellvertretende Staatsanwalt und Gerichtssprecher in Tunis, Mohsen Dali, nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tap. Bei dem Beitrag Chiaris handele es sich ohne Frage um die Verherrlichung einer terroristischen Tat.

Während in Frankreich Schock und tiefes Entsetzen über die Enthauptung eines Lehrers vorherrschen, hatte Chiari die Tat am Morgen auf seiner Facebook-Seite verteidigt. "Den Gesandten Gottes zu beleidigen", sei "das größte Verbrechen", schrieb er dort. Wer es begehe, müsse die Konsequenzen tragen. Der ermordete Lehrer hatte Anfang Oktober im Unterricht das Thema Meinungsfreiheit aufgegriffen und Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed gezeigt. Anlass war die erneute Veröffentlichung des Satiremagazins "Charlie Hebdo" dieser Karikaturen. Die islamische Tradition verbietet es, den Propheten abzubilden. In manchen Kreisen lösen die Karikaturen immer wieder Proteste aus.

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Er könne auf seine Immunität und sein Parlament verzichten, auf seine Überzeugung jedoch nicht, schrieb Chiari nach der Bekanntgabe der Staatsanwaltschaft in einem weiteren Facebook-Post. Der Prophet sei "wichtiger und größer als Ruhm, Parlament, Politik und die ganze Welt". In den Kommentaren hagelte es Kritik und Entrüstung.

Das Antiterrorgesetz Tunesiens verbietet es, terroristische Taten und ihre Täter innerhalb und außerhalb Tunesiens öffentlich und ausdrücklich zu loben und zu verherrlichen. Zuwiderhandlungen können mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Chiari gewann bei den Wahlen 2019 einen Sitz im Parlament als Teil einer rechten religiösen Bewegung, bevor er unabhängiger Abgeordneter wurde.

Quelle: ntv.de, chf/dpa

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